36 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Die Eisenwurzen: Eine Region in drei Ländern von Paul W. Roth Wenn heute von der „Eisenwurzen" gesprochen wird, versteht man darunter den jenigen geographischen Raum in Oberösterreich, Niederösterreich und der Steier mark, wo sich, ausgehend vom Erzabbau am steirischen Erzberg, eine typische wirtschaftliche Einheit, eine Gewerbe- und Industrieiandschaft herausbildete. Die Bezeichnung Eisenwurzen bezog sich ursprünglich nur auf den steirischen Erzberg. Dieser Name haftete zuerst ausschließlich am Bergbezirk und wurde erst später auf die eisenverarbeitenden Gegenden des südlichen Ober- und Niederösterreich übertragen. Noch 1612 heißt es, daß die Scheibbser Proviant händler selten erschienen seien und die „Würzen" hilflos ließen, weil die Heere alles aufbrauchten. Seit dem 18.Jahrhundert versteht man räumlich unter „Eisenwurzen,,das gesamte sogenannte „Innerberger" Revier, nördlich des Erzberges, hauptsächlich das Flußgebiet von Enns, Ybbs und Erlauf, in welchem die beiden Städte Steyr und Waidhofen zu den großen Brennpunkten und zu Konkurrenten wurden. Die Förderung des südlichen Erzberges wurde in Vordernberg verhüttet,das Eisen ging von dort nach Leoben und zu den steirischen Hämmern. Übrigens gab es auch eine Kärntner Eisenwurzen. Wie kam es nun dazu, daß sich das Eisenwesen über eine ganze Region aus breitete? Die Standorte der Eisenerzeugung sind von natürlichen Gegebenheiten bestimmt, von technischen Entwicklungen, von politischen Festsetzungen. Das sind auch die Faktoren, die die Eisenwurzen als alte Industrielandschaft geprägt haben.Jeder Standort ist von den Bereitstellungsmöglichkeiten und Gestehungs kosten der dafür benötigten Ausgangsprodukte und Produktionsfaktoren abhängig. Die Transportmöglichkeiten und Transportkosten wiederum hängen von den verfügbaren Wägen,Transportgeräten und Faktorkosten ab,aber auch von der rechtlichen und politischen Möglichkeit,Transporte durchzuführen. Die ursprünglich im Bereich des Erzberges errichteten Schmelzöfen erreichten in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Größe, die die Verwendung „maschinell" getriebener Blasbälge erforderte. Die Schmelzöfen wurden an die Wasserläufe verlegt, an den Vordernberger Bach im Süden, wo es später bis zu 14 Radwerke geben sollte,im Eisenerzer Bereich an den Trofeng- und den Krumpitzbach. Hier in Eisenerz standen in den größten Blütezeiten bis zu 19 Radwerke unter Feuer. Aus der Bezeichnung „Radwerk"läßt sich auch erkennen,wie wichtig das Wasser rad zum Antrieb der Gebläse war. Der Inhaber eines Radwerkes hieß daher Rad meister. Die großen Luppen oder Massen erforderten für die Weiterverarbeitung auch große, wassergetriebene Hämmer. Die Standorte der Eisenverarbeitung orientierten sich daher immer mehr an der Wasserkraft! Da in Erzbergnähe auch
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