Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Konzept, Gestaltung, Didaktik, Restaurierung 359 Der Gang durch die Ausstellung in Weyer - eine Reise durch die Eisenwurzen Die Aussteilung erstreckt sich über die fünf Geschoße des einstigen Getreide speichers, vom massiven Erdgeschoß bis zum luftigen, hohen Dachboden mit seinem direkten Blick in das Gebälk. Es sind die Elemente der antiken Naturlehre,die die Eisenwurzen einst prägten und die dem ersten Abschnitt der Ausstellung als Leitmotiv dienen: der Boden,der das Erz hergibt, die Wälder,die mit der Holzkohle das wichtigste und knappste Gut für die Schmelzöfen und Schmieden lieferten,die vielen Wasserläufe,die die Antriebs kraft der Gebläse und Hämmer boten, aber auch für die Transportwirtschaft und die Holzschwemme unentbehrlich waren, nicht zuletzt die Luft, die im Schmiedeund Schmelzvorgang erst für die nötige Hitze und die entsprechenden chemischen Reaktionen sorgte. Die Inszenierung dieser „Elemente" wird verknüpft mit einer kurzen Information zu den entsprechenden Bereichen: Geologie der Region,Waldund Energiewirtschaft,das Wasser als wichtige Ressource der Region und die Luft, wichtiger Umweltfaktor und über diverse Gerüche auch stimmungsvolles Symbol für heimatlich Vertrautes und exotisch Fremdes. Im ersten Obergeschoß führt der Ausstellungsweg die Besucher hinein in die mythisch-archaischen Wurzeln des Eisens. Das beginnt mit einer originalgetreuen Rekonstruktion der ältesten bislang in Oberösterreich archäologisch nachge wiesenen Schmiede. Der Besucher landet mitten in der Eisenzeit und erlebt die ersten Höhepunkte der Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung im alpinen Raum in keltischer und römischer Zeit. Er wird mit der geheimnisvollen Aura konfrontiert, mit der die Schmiede seit jeher umgeben waren. In vielen, von Afrika bis Sibirien sich ähnelnden Mythen und Sagen, die auch in der Eisenwurzen erzählt werden, treten mißgestaltige Wassermänner, geheimnisvolle Venedigermännchen und rußige und verkrüppelte Schmiede auf, denen besondere Kräfte zugeschrieben wurden: der Kurschmied war nicht nur Schmied,sondern war häufig auch darauf eingerichtet, Krankheiten bei Tier und Mensch zu heilen. In der antiken wie in der biblischen Tradition galten die Schmiede als Erfinder der Musik.Schmiede hatten häufig eine Außenseiterstellung, was in der gesellschaftlichen Einstufung zahlreicher Randgruppen, die sich als Musikanten, Viehhändler und Schmiede betätigten,zum Ausdruck kam:die in Europa wandernden Roma und Sinti ebenso wie ähnliche Völker und Stämme in Arabien, Indien oder Zentralafrika. DerAufstiegder EisenwurzenzurEisenlandschaftbegann im Frühmittelalter. Beteiligt war nicht unwesentlich die slawische Bevölkerung,die sich in derzweiten Hälfte des ersten nachchristlichen jahrtausends in der Eisenwurzen angesiedelt hatte. Die Christianisierung und geistliche Betreuung der Eisenwurzen erfolgte und verlief über die großen Stifte, parallel zum mittelalterlichen Landesausbau und zu der großen Rodungswelle des Hochmittelalters. Gleichsam wie ein riesiger Kranz umrahmen Klöster die Eisenwurzen: Kremsmünster und St.Florian,Garsten und Gleink, Schlier bach und Spital in Oberösterreich, Admont und Göß, Neuberg und Aflenz in der Steiermark, Seitenstetten, Ardagger und Gaming in Niederösterreich. Die Stifte werden mit bedeutenden Beispielen ihrer Kulturleistung präsentiert. Dann taucht der Besucher ein in das Marktleben des ausgehenden Mittelalters: Messer wurden gegen Gewürze getauscht. Man war weltoffen in der Eisenwurzen. Der Marktplatz in Weyer, Oberer Teil '4 Der Marktplatz in Weyer, Unterer Teil

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