Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

348 Kunst und Kultur der Eisenwurzen ragt etwa die 1971 entstandene und vier Meter hohe Skulptur „Aufbruch" oder die Großpiastik „Strömung"im Linzer Donaupark in den Himmel. In den siebziger Jahren sollte Reiter dann vor allem bei der Biennale in Sao Paulo (1973)auch der internationale Durchbruch gelingen.Zu diesem Erfolg gesellte sich im gleichen Jahr auch die Ernennung zum Leiter der Meisterklasse für Bildhauerei an der Linzer Kunsthochschule. Wie schon Monsignore Otto Mauer herausstrich, wagt sich Reiter in seinem Schaffen ins Ungewisse, Unklare vor: „Reiters Plastik hat die Vollkommenheit des Vorläufigen; man erwartet beim Anblick dieser Figuren immer Neues,Überraschendes, man hofft aufVariationen, man ahnt die Breite des Themas,die Fülle noch ausgenützter Möglichkeiten (...)" (Otto Mauer). Helmuth Gsöllpointner, Variables Objekt, 198g, Chrom - Nickel - Stahl, Kat. Nr. 3.2.7.4. Auftraggeber VOEST Einen völlig andersgearteten künstlerischen Zugang zum Werkstoff Metall fand der 1933 In Brunnwald bei Bad Leonfelden geborene Helmuth Gsöllpointner. Sein Weg führt über die Stahlschnittschule in Steyr und die Hochschule für angewandte Kunst in Wien zu einer eigenen Klasse an der damaligen Kunstschule der Stadt Linz in den Lehrwerkstätten der VOEST im Jahre 1963. Bereits als zijähriger hat Gsöllpointner vom damaligen VOEST-Generaldirektor Hitzinger erste Aufträge erhalten. Es sind vor allem die mehrteiligen Metallplastiken, denen sich Gsöllpointner mit geradezu ausschließlichem Interesse zugewandt hat. Diese variablen Objekte basieren in der Regel auf einem mathematischen Ordungsprinzip, wobei der Reiz vor allem in der Durchdringung der Formen, im Wechselspiel von Positiv- und Negativform besteht. Gegenüber den frühen Arbeiten, die zumeist nur in eine Richtung umformbar waren, sind seine jüngsten Arbeiten nach mehreren Richtungen verschiebbar. Bizarre Minia tur-Architektur mit vielfältigen Abtreppungen,Achsen,Schluchten und Vorsprüngen entstehen so in der Hand des Betrachters, wenn er sich anschickt, diese zumeist kleinformatigen Plastiken selbst zu verschieben. Faszination des Designs und kühl berechnendes Gestaltungskalkül stehen in Spannung zueinander. Chromnickelstahl und Aluminium sind dabei die bevorzugten Werkstoffe. „Es ist schon schwierig genug,sich in einen vollen Stahlblock ein Kunstwerk hineinzudenken,von dem,wie Michelangelo sagte,im Stein ,nur das überflüssige Material abzutragen ist'. Noch viel schwieriger ist es aber,einen Stahlblock so zu zerschneiden,daß kein Material abfällt und sich die beibehaltene Ausgangsform doch in zahllose verschiedene Figuren verwandeln läßt. Der Versuch, sich entsprechend der Trennungslinien auf der Oberfläche die sich gegenseitig durchdringenden Formen im Inneren des Körpers vorzustellen, ist abenteuerlich"(Gsöllpointner, Februar 1998). Gsöllpointners künstlerischer Rang an der Kunstschule trug nicht unwesentlich dazu bei, daß diese künstlerische Kaderschmiede Oberösterreichs 1973 in eine Hochschule umgewandelt wurde.Als Leiter der Meisterklasse Metall,die noch zehn Jahre im VOEST-Werksgelände verblieb, gelang es ihm, den Werkstoff Metall im Rahmen verschiedener Sonderveranstaltungen, wie dem „Forum Metall" (das er 1976 gemeinsam mit Peter Baum konzipierte und organisierte), dem „Forum Design",„Schmuck-Zeichen am Körper" und dem „Netz Europa"auch International stärker im künstlerischen Bewußtsein zu verankern.

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