Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen 33 Schwäbischen Alb (Göppingen, Reutlingen und Baiingen) befinden. Die dort ansässigen Agsteinschneider und -dreher, die sich die erlesene Qualität ihres Gagatvorkommens zunutze machten, exportierten vor allem Rosenkränze in den gesamten europäischen Raum. Ebenso entstanden schon im Mittelalter Gagatverarbeitungszentren in Frankreich; zum Ende des 19. Jahrhunderts hörte sich aber auch dort jede Form der Verarbei tung wieder auf. In Spanien stammt höchstqualitativer Gagat vor allem aus kreidezeitlichen Ablage rungen Asturiens. Santiago de Compostella war hier das Zentrum der Verarbeitung: Madonnen, Kruzifixe, Pietas, Rosenkränze, Ringe und sogar figurale Darstellungen der Fleiligen Familie wurden produziert. Fleute noch hängen Spanier, aber auch Basken ihren Kindern „Fligios" aus Gagat zur Abwehr um den Flals. Unbearbeiteter Gagat wurde damals sogar nach England (Whitby) exportiert. Mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts entwickelte sich nämlich in Whitby eine regelrechte Gagatverarbeitungsindustrie, denn dieses Material war zu einem der beliebtesten Schmucksteine dieser Zeit geworden. Es wurden kunstvolle Kameen, Broschen,Ohrgehänge,Schmuck- und Trauerketten,Arm- und Flalsbänder, kleine Büsten, Kerzenständer, Brieföffner und viele andere Dinge aus Gagat gefertigt;so gehörte es z.B. beim Tode von König Georg IV., August Friedrich, 1830, zur Flofetikette, solchen Schmuck zu tragen. Mehr als 1000 Menschen waren in den Jahren 1870-1874 mit der Flerstellung von Gagatschmuck beschäftigt, und der Wert des Exporterlöses überstieg 1874 100.000 Pfund (entspricht der Kaufkraft von ca. 1 Million heutiger Englischer Pfund). Mit dem Ende der Viktorianischen Ära und bedingt durch neue Kunst- und Modeströmungen kam es dann unweigerlich zum Niedergang dieses Gewerbezweiges in England (Thenius, E. et al. 1996; Muller, Fl. 1987). Neben echtem Gagat wurden damals auch Gagatimitationen wie schwarzes Glas angeboten, später Kunststoff und Produkte aus Kohlen, die dem Gagat ähnelten,so z. B. der Kännel- und Braunkohle, oder aus Anthrazit. Auch in den USA gibt es eine Reihe von nennenswerten Gagatvorkommen,jedoch wurde er dort nur selten zu Schmuck verarbeitet.Zu erwähnen wären hier vor allem indianische Arbeiten, wie Einlegearbeiten und Mosaike. Die Zunis produzieren gegenwärtig Schmuck aus Silber, Türkis und Gagat, bei den Pueblo-lndianern hat er religiöse Bedeutung. Amulette aus Gagat,8.Jh., Gräberfelder von Auhof/Perg bzw. Hausleiten/Gleink. Gagatarmreif. Latenezeitlicher Grabverband Mining/Frauenstein. Der Gagatabbau von Unterlaussa Die Schürfe aufGagat(und später Kohle)„Am Sandl" liegen an den Südabhängen des Breitenberges(1101 m),in einer Muldezum 1279 m hohen Hochkogel.Aufeiner Länge von gut 1 km sind hier die kohleführenden Schichten mit dem Gagat aufge schlossen. In einem Urbar der Herrschaft Steyr istfestgehalten,daß gemäß dem Entscheid der Reformationskommission vom Jahre 1524 Wolfgang Seebacher vom Seebachhofin Windischgarsten von dem „Achstain perkgwerch am Praitenberg in der Obern Laussa und der Herrschaft Steir gelegn" jährlich fünf Pfund Pfennige Fron an die Kammer der Herrschaft Steyr abliefern sollte. In jenen Jahren muß also,gemessen

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