Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 347 Ausstellungen 1957) präsentiert wurden. In manchen Details nähert sich Schwaiger der Ausdrucksform seines Freundes Alfred Hrdlicka, der rasch begriff, daß Schwaigers Skulpturen trotz ihrer überbordenden Drallheit nach konstruk tivistischen Gesichtspunkten komponiert sind:„Schwaigers Werk bloß aufsinnen froh zu reduzieren ist albern. Ein Stück Wotruba-Schule steckt in all seinen Arbeiten, was die Anordnung von Masse und das Vermeiden jedweder Dramati sierung anlangt, die barocke Weiblichkeit war ihm weniger ein persönliches Anliegen als tektonischer Vorwurf. Er wühlt nicht im Fleisch, er ordnet"(Hrdlicka 1984). Sporadisch mit Metallskulpturen beschäftigte sich auch der 1921 in Linz geborene Wotruba-Schüler Hannes Haslecker (ab Wintersemester 1946 bis 1951, Diplom 1964),der wie sein Studienkollege Schwaiger vorerst an der Bundesfachschule für Holzbildhauerei in Hallstatt das Handwerk erlernte, einem ersten wichtigen Sammelbecken nicht nur oberösterreichischer Talente. Sein Interesse galt der klaren Form,wobei er auch seinen hochpolierten Steinen eine metallische Aura zu geben verstand. Wotrubas Klasse entstammt auch der bereits eingangs zitierte Bildhauer Erwin Reiter (ab Wintersemester 1953, Diplom 1959), dessen künstlerisches Schaffen vorrangig dem Metall gilt und dessen Arbeiten weitaus populärer geworden sind als jene seiner einstigen oberösterreichischen Mitstreiter in der Wotruba-Klasse. Geboren 1933 in julbach im Mühlviertel, entschließt er sich 1947 für den Geigenbau im Stift Schlögl, um anschließend ebenfalls an der bereits genannten Fachschule für Holzbildhauerei in Hallstatt das Schnitzhandwerk zu erlernen. Er begreift rasch, daß er der Enge der Provinz entkommen muß, um seinem Talent eine ernstzunehmende Entfaltungschance zu geben. Der Preis für den Eintritt in Wotrubas Klasse ist hoch: als Schießbudenmann im Prater, als Schnee- und Kohlenschaufler sucht er sich nebstbei in Wien über Wasser zu halten. Beim Steinbildhauer Wotruba findet er schließlich zu jener Einfachheit der Form, die Wotrubas prägendstes künstlerisches Vermächtnis darstellt:„Ich versuche bei der Realisierung eines Themas mit einem Minimum an Formen auszukommen,da ich glaube, daß die künstlerische Aussage durch die rücksichtsloseste Ausmerzung jeder Formenphrase nur wahrer und dadurch wirksamer wird. Ich gebe aberzu,daß ich gleichzeitig glaube, daß auch bei der größten Anstrengung (über sich selbst hinauszukommen)der Ballast, mit dem Herkunft und Erinnerung uns beschweren, niemals abgeworfen werden kann. Deswegen ist die Vorstellung der einfachen, disziplinierten Form ein subjektiver Begriff, bei jeder Person und jeder Rasse verschieden, und doch gibt es einen Urbegriff von Einfachheit und Harmonie, der erreicht werden muß"(Fritz Wotruba 1967).Zu diesem Urbegriffdrang Reiter rasch vor, wobei ihm ab 1961 das Motiv der Welle zum entscheidenden Gestaltungs prinzip seiner Skulpturen wurde, das er nun vorwiegend aus seinem Lieblings material, dem Chromnickelstahl, formt und effektvoll rhythmisiert. Reiter komponiert dabei-ähnlich wie Hoflehner-nicht mit dem Meißel,sondern mit dem Schweißbrenner. Die flackernden Formen entwickelt er hingegen in exquisiten Vorzeichnungen, die zumeist die Beengtheit des Blattes zu sprengen und gleichsam über die Ränderzu quellen scheinen. Den Silhouetten von Geigen, Celli und Kontrabässen gleich (ein Nachhall seiner Beschäftigung mit dem Geigenbau?) Erwin Reiter,„Gewalt", Chromnickelstahl, 1993

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2