Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 345 neben etlichen Aufträgen für Brunnen und Wandgestaltungen auch mit der künstlerischen Gestaltung von Kriegerdenkmälern betraut, wo zumeist als Motiv ein Soldat mit Stahlhelm und Gewehr in der Hand gewünscht wurde. Diesem Korsett entzog sich jene oberösterreichische Künstlergeneration, die durch die Begegnung mit dem Formerneuerer Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste in Wien Anschluß an die internationale Kunstszene fand. In den Bildhauern Rudolf Hoflehner, Erwin Reiter, Rudolf Schwaiger oder Hannes Haslecker fand Wotruba nicht nur herausragende Verfechter seiner Auffassung, sondern auch einige seiner begabtesten Schüler, die allesamt aus Oberösterreich stammten. Aus Wotrubas Kaderschmiede Der gebürtige Linzer Rudolf Hoflehner (1916-1995) beschritt am radikalsten den Weg der Abstraktion im Sinne Wotrubas. Er tauchtzwar nicht auf den Inskriptions listen der Akademie auf,teilte aber mit Wotruba sein Atelier: „Ich kannte Wotruba vom ART CLUB. Ich war an der Kunstgewerbeschule in Linz Lehrer und wollte nach Wien. Ich fragte Wotruba, ob er ein Atelier wüßte und daß ich bei ihm arbeiten möchte.,Wenn Sie wollen, können Sie mein Vorzimmer als Atelier haben.'Ohne je eingeschrieben gewesen zu sein, habe ich alle Vorteile genossen. Die Heizung und den Arbeitsplatz, die Gespräche und die Nachbarschaft. Nie hat es eine Debatte über Inskription oder so gegeben.So watscheneinfach war das alles." Das Aufgabenfeld für Bildhauer(vor allem Steinbildhauer) gestaltete sich damals auch in Wien nicht sonderlich abwechslungsreich, bot aber,wie der Grafiker Rudolf Schönwald nicht ohne Neid und mit leichtem Zynismus anmerkte, genügend Arbeitsmöglichkeiten:„Die Atmosphäre bei den Bildhauern war viel besser.(...) Sie können Grabsteine machen, können das Burgtheater beim Wiederaufbau restaurieren, sie können Stierköpfe für die brasilianische Botschaft machen, und sie können für die Stadt Brunnenfiguren und Nilpferde aus Stein metzen. All das hat es für die Maler nie gegeben." Auch Hoflehner, der sich im Grunde als spätberufener Künstler erst in den sechziger Jahren von derartigen Aufgaben emanzipieren konnte, mußte sich in dieser schweren Anfangszeit um Gelegen heitsarbeiten kümmern,um damit seine Metallskulpturen finanzieren zu können. Sein erstes Geld erhielt er vom Architekten Potyka,für den er Dekorationsplastiken aus Holz und Draht anfertigte. Für das Geld kaufte er sich dann einen Schweiß apparat. Denn Hoflehner hatte sich nicht für die Wucht des Steins,sondern für die Intensität des Eisens entschieden. Sein erstes Geld mit eigenen Metallplastiken sollte sich Hoflehner aber erst 1960 verdienen - und zwar bei der Biennale in Venedig, als er bereits 44 Jahre alt war. In seinen Eisendrahtvariationen der Jahre 1951/52 pendelt er zwischen kunsthandwerklich-dekorativer Attitüde und dem Willen zur monumentalen Form. Er sollte sie später(1954 und 1962) in mehreren Etappen wieder zerstören. An deren Stelle traten die „Archaischen Figuren" und der „Stimmgabelmensch", mit denen sich Hoflehner nicht nur kurzfristig als wichtigster Exponent österreichischer Metallskulptur behaupten konnte,sondern trotz harter Konkurrenz auch essentielle Anregungen in die internationale Kunst szene einzubringen vermochte.

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