Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 343 in Berlin), eine Vorstellung vom retardierenden Kunstwollen dieser bewegten Zeit. In den Augen der jungen Kräfte erschien dieses allerdings inflationiert, denn die Suche nach neuen Leitbildern charakterisierte nun die künstlerischen Neupositionierungsversuche der oberösterreichischen Bildhauer- bzw. Metallkunst. Freilich, die tragfähigen schöpferischen Impulse kamen weniger aus der Region (und hier vor allem von zugezogenen Kräften),sondern sind in der Regel als mehr oder minder konsequent umgesetzte Reflexe auf zeitgenössische Kunst strömungen zu verstehen. Auf einem unpolitischen und stilistisch indifferenten Repertoire-Niveau arbeitete zunächst auch jene Bildhauergeneration, die an der 1947 gegründeten Linzer Kunstschule der Stadt Linz bei dem aus der Steiermark zugezogenen Walter Ritter die Meisterklasse für Bildhauerei besuchte. Ritter stammte aus Graz (geb. 1904) und studierte vorerst an der Kunstgewerbeschule in Graz,um dann zwischen 1925 und 1928 bei den Professoren josef Müllner und Anton Hanakan der Akademie der bildenden Künste zu studieren. Er behauptete sich vorerst als freischaffender Künstler in seiner Geburtsstadt(1933-1940), nach dem Krieg wurde er als Lehrer an die Grazer Kunstgewerbeschule berufen. Für die oberösterreichische Kunst szene sollte sich dann seine Berufung nach Linz fruchtbringend auswirken. Diese Aufgabe bekleidete er von 1948 bis 1973 (gest. 1986). Seine wichtigsten Schüler sind dabei Peter Dimmel,josef Fischnaller und Erich Ruprecht, wobei zwar jeder für sich zu einem eigenständigen Stil fand, der Sprung in die Abstraktion jedoch von allen dreien vermieden wurde. Und dies,obwohl sie ihr Lehrer auch mit dieser Ausdrucksmöglichkeit konfrontierte, wie Fischnaller im nachhinein bestätigt: „Prof. Ritter lehrte uns die abstrakte Kunst genauso wie die gegenständliche. Es existiert für uns praktisch keine gegenständliche oder ungegenständliche Kunst. Das sind alles Gestaltungsmöglichkeiten, die in Beziehung zueinander entweder ein gegenständliches oder ein abstraktes Bild ausmachen, in dem Fall aber eine klare, plastische und logische Form." Vor allem Ruprecht ist dabei auch als wichtiger Bronzebildhauer in Erscheinung getreten (Fischnaller konzentrierte sich hingegen aufdas Arbeiten in Holz,Dimmel hatte sich vielfach in Keramik versucht). Der gebürtige Steirer Ruprecht(geb.1931 in Geisttal bei Voitsberg) folgte Prof. Ritter von Graz nach Linz und studierte 1948-1953 an der Kunstschule in Linz, wobei sich Ritter bemühte,seinen Linzer Studenten auch Aufträge zu vermitteln. In Ruprechts Bildhaueratelier in Urfahr entstanden große plastische Arbeiten. Bereits vorher hatte der Künstler Skulpturen in der Gießerei Poell in Wien gießen lassen. Als der ehemalige Direktor des Historischen Museums der Stadt Wien, Robert Waissenberger, die 1954 entstan dene Bronzeplastik „Mädchen mit Ball" von Erich Ruprecht sah,entschied er sich, diese in die „Galerie im Grünen" im Wiener Stadtpark aufzunehmen (sie befindet sich heute im ersten Stock des Neuen Linzer Rathauses). Erst mit Unterstützung seiner Frau konnte Ruprecht eine Reihe von Großplastiken gießen lassen. Die Gußformen brannte er vielfach selbst in seinem neuen Atelier in der Kreuzstraße in Urfahr und brachte sie dann nach St. Florian zur Glockengießerei; manche Figuren nahmen in der Gießerei Beck in Nußdorf am Haunsberg bronzene Gestalt an. Meistens ließ er fünf Güsse von den größeren Bronzen anfertigen. Vielfach wirken diese Bronzeskulpturen Ruprechts wie Bozzetti, wie rohe Ideenentwürfe, Erich Ruprecht,Strumpfanzieherin,1954, Bronze, Kat. Nr. 3.2./.I.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2