Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

32 Natur und Wirtschaft der Eisenwurzen Kameo mit Frauenbüste aus Gagat, H.3,9 cm, Enns, Museum Lauriacum Gagat als Werkstoff für Schmuck und Kunsthandwerk Gagat ist aufgrund seiner schon einleitend erwähnten besonderen Eigenschaften, wie seines milden Schimmers, geringen Gewichtes, niedrigen Wärmeleitver mögens-er fühlt sich stets warm an - und seiner leichten Bearbeitbarkeit, seit uralten Zeiten als Schmuckstein, dem besondere magische Eigenschaften zuge sprochen wurden,in Verwendung. Bereits in der ausgehenden Altsteinzeit (Magdalenien) wurden unter anderem Amulette aus Gagat gefertigt, wie dies der Fund aus der Kleinen Scheuer zeigt, einer Höhle unterhalb der Burgruine Rosenstein bei Heubach am Nordwestrand der Schwäbischen Alb- hier in Form einer Rentier-Dasselfliegenlarve(Adam,K. D. 1982). Auch von anderen jungpaläolithischen Stationen Mitteleuropas kennen wir figurale Darstellungen,so z. B.aus einer Rentierjägerstation im Kanton Bern in der Schweiz eine kleine Gagatstatuette wie auch Perlen aus dem gleichen Material (Schwab, H. et al. 1983/1984). Seit der Jungsteinzeit (Neolithikum) wurde Gagat in Frankreich (Departement Aveyron) zu Schmuckzwecken verarbeitet, wie dies durch den Fund eines Halsbandes bewiesen wird. Aus der Bronzezeit liegt uns alleine aus Großbritannien von ungefähr60 Fundorten (Schottland, Derbyshire und Yorkshire) Gagatschmuck vor, zum Teil in Form von ganzen Halsbändern, aber auch nur in einzelnen Perlen (Thenius, E. et al. 1996; Muller, H. 1987). Auch aus Oberösterreich besitzen wir frühbronzezeitlichen Gagatschmuck.So sind aus dem Gräberfeld Haid bei Hörsching Gagatperlen und ein exzellent gefertigter Armreif aus Mining bei Frauenstein bekannt geworden. Ein Großteil des Gagates,das die Römer im Kunstgewerbe verwendeten,stammte aus der kleinasiatischen Provinz Lykien.Sie fertigten daraus Medaillons,Arm- und Halsbänder, Ringe, Haarnadeln,Spiegel- und Messergriffe. Auf Oberösterreichs Boden fand sich im Westteil des spätantiken Gräberfeldes „Espelmayrfeld", Enns-Lauriacum, eine 3,9 cm hohe „Kameo" aus stark ver wittertem Gagat bzw. sehr gagatähnlichem Werkstoff (vielleicht Braunkohlendurit?). Dieses kleine Meisterwerk,ein Medaillonanhänger in Kameetechnik,stellt vermutlich die Gattin Konstantins des Großen, Fausta (t 326), oder die Kaiserin mutter, Helena (t um 337), dar (Eckhart, L1980). Ab dem Mittelalter ist Gagat vornehmlich im religiösen Bereich (Kreuze, Ringe, Trauerschmuck) verwendet worden. Vor allem aber wurden Männerrosenkränze (Mannspetter)aus ihm gefertigt, da man glaubte,daß er,am Hals getragen, wider die böse Phantasie wirke. Noch im i8. Jahrhundert wurde Gagat z. B. in der Steiermark unter der Bezeichnung „edler Drachenblutstein" für medizinische Zwecke gewonnen. Seit der Antike benutzte man ihn gegen Epilepsie und zur Feststellung der Virginität; später diente er auch zur Abwehr von Betrug und Zauberei (Gierl, 1.1972; Gruber, B.1980). In Auhof bei Perg und Hausleithen bei Steyr wurden in slawischen Bestattungs plätzen des 8. Jahrhunderts 2 Amulette aus Gagat bekannt. Ein Zentrum des Gagatgeschäftes im deutschsprachigen Raum war Schwäbisch Gmünd (urkundlich bereits 1414 erwähnt), in dessen weiterer Nähe sich auch die wichtigsten Gagatvorkommen Deutschlands im Lias (tiefster Jura) der

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