Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

330 Kunst und Kultur der Eisenwurzen Verschiedene Stahischnittarbeiten Michael Blümeihubers Über die Vermittlung von Ernst August Herzog von Cumberiand,für dessen Schloß in Gmunden er ein schmiedeeisernes Gitter erneuerte^, kam Biümeihuber zu dem Chirurgen Theodor Biiiroth, der ihm in mehreren, sehr schwierigen Operationen seine normale Kieferbewegiichkeit zurückgab. Die tiefe Narbe, die blieb, über deckte er bis zu seinem Lebensende mit einem Vollbart. Entscheidend wurde für Michael Biümeihuber, wie er selbst später immer wieder hervorgehoben hat, die Begegnung und langjährige Verbindung mit dem Grafen Franz Emmerich von Lamberg, der unter anderem auch wertvolle Bestecke® sammelte. Über den Grafen Lamberg kam Biümeihuber mit dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand d'Este in eine Verbindung, die auch in späteren jähren immer wieder von Bedeutung war. Die nun folgenden Arbeiten begründeten bald den weit über sein Heimatland hinausreichenden künstlerischen Ruf Michael Blümeihubers: Scheren für Franz Emmerich Graf von Lamberg, die Familie Nobel, 1892 für Kaiser Franz Josef und 1895 für den Thronfolger. Die Papierschere für Erzherzog Franz Ferdinand mit den an den Griffstücken sitzenden balzenden Auerhähnen übertrifft die meisterhaft ausgeführten Gemsen der Schere für den Grafen Lamberg noch an Formschönheit und Virtuosität. Linter den vielen Jagdmessern, Standhauern, Brieföffnern, Petschaften und Papierscheren heben sich besonders das Jagdmesser für Landgraf Vinzenz Egon zu Fürstenberg' und das Jagdmesser für den Freiherrn Max von imhof®, den Gemahl der Tochter von Josef Werndi, Karoiine Anna, heraus. Seine Arbeitsweise umgab Biümeihuberzum Teil mit einem Geheimnis,obwohl er manches auch schriftlich niedergelegt hat^. Aber bei seiner Arbeit durfte ihm niemand, der Überlieferung zufolge nicht einmal seine engsten Mitarbeiter, über die Schulter schauen. Nur bei dem Maler Ludwig Koch machte er eine Ausnahme; bei dieser Gelegenheit entstand eine Radierung,die den Künstler bei seiner Arbeit zeigt. Zunächst mußte das in Frage kommende Stahlstücki® in die Rohform geschmiedet und gefeilt werden, dann wurden die Entwurfzeichnung mit Ätzlack auf den zu bearbeitenden Teil des Werkstückes übertragen und die Konturen mit Hilfe von kleinen und kleinsten Bohrern, Feilen, Meißeln und Sticheln aus dem vollen Material herausgearbeitet. Biümeihuber hat immer wieder gesagt, daß seine Arbeiten, wie etwa das Jagd messer der Familie Imhof, ein einziges Stück Stahl von der Spitze bis zum Knauf seien''''. Das ist nur bedingt richtig. So wurde zum Beispiel der Knauf eines Jagd messers erst nach der Beendigung der Durchbohrung des Griffes im Warm schrumpf- bzw. Schweißverfahren aufgesetzt. Um seine Arbeit einer Leistungsprobe zu unterwerfen,trieb Michael Biümeihuber einmal vor den Augen seiner Freunde und zu deren Schrecken mit einem massiven Kupferhammer die Messerspitze des Fürstenbergschen Jagdmessers durch eine zweieinhalb Millimeter dicke Stahlplatte,ohne auf die dünne Griffwand zu achten. Die Augenzeugen des Vorhabens wollten ihm in den Arm fallen, denn sie sahen jeden Augenblick den Griff zusammenknicken, die herrlichen Verzierungen zu einem gestaltlosen Klumpen entformt. Aber die Befürchtungen waren unbe gründet; nichts geschah, obwohl sich die Messerspitze durch die Stahlplatte bohrte. Der Meister aber hatte allen Anlaß,zufrieden in seinen Bart zu lachen.

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