Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 329 Die Stahlschnittkunst in der Eisenwurzen von Norbert Loidol Am 8. Februar 1874 wurde in Steyr die k. k. Fachschule für Eisen- und Stahl bearbeitung in der Absicht gegründet,für Industrie und Gewerbe einen in Theorie und Praxis gut ausgebildeten Nachwuchs zu erziehen. Gustav Ritzinger (1856-1900) war in Wien geboren worden und hatte durch Anton Batsche (1826-1897)'' die Kunst des Gravierens, Ätzens und Ziselierens erlernt^; er kam 1878 an diese Schule. Unter der Direktion von Gustav Ritzinger wurde 1894 eine Lehrstelle für Gravieren, Ziselieren und Metallveredlungstechnik an der Fachschule errichtet und mit dem hervorragenden Medailleur Leo Zimpel (1860-1923)3 aus Wien besetzt. Damit war der Grundstein für eine schulische Berufsausbildung in diesem Fachbereich gelegt, dessen Traditionen bis heute gepflegt und immer wieder neu weiterentwickelt werden. Ritzinger wurde auch zum Lehrer Michael Blümelhubers (1865-1936), der von 1880 bis 1883 die Fachschule für Messerschmiede besuchte und dessen künstlerische Begabung er durch zusätzlichen und freiwilligen Unterricht in der Kunst des Stahlschnittes förderte. Michael Blümelhuber Michael Blümelhuber wurde am 23. September 1865 zu Unterhimmel bei Christkindl als Sohn eines Vorarbeiters in einer Säbelschmiede geboren. Als Folge einer Typhuserkrankung im achten Lebensjahr litt Blümelhuber neunzehn Jahre lang an einer Kiefersperre, die ihm die normale Speisenzuführung zumeist versagte.1880 ist Michael Blümelhuber in die Versuchsanstalt und Lehrwerkstätte, die damals noch im Leopoldsedergut,einer alten Nagelfabrik, untergebracht war,eingetreten und kam dabei auch in Kontakt mit Anton Petermandl und dessen Sammlung,die Messer und Stichwaffen aus vier Erdteilen enthält. Gustav Ritzinger nahm Michael Blümelhuber als Lehrer in die seit 1883 unter dem Namen „Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen- und Stahlbearbeitung" figurierende Anstalt auf; Blümelhubers Ziel aber war, vielleicht mitbedingt durch sein eine Lehrtätigkeit beeinträchtigendes Gebrechen, eine eigene Werkstätte. Sein Gesellenstück war eine Uhrkette, die aus neun Taschenmessern in der Länge von 2 cm und einem durch ein Westenknopfloch zu ziehenden, in einer Scheide befindlichen Türkensäbel von 5 cm besteht, wobei Messer und Türkensäbel durch kleine Ketten verbunden sind. Bereits 1885 machte er sich als Messerschmied und Schwertfeger in Steyr gewerb lich selbständig!

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