Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

328 Kunst und Kultur der Eisenwurzen ■Tcmber.tj Ternberg, Kupferstich nach J. C. v. Reslfeld, 1693 Weyer, Kupferstich nach J. C. Reslfeld, 1693 Reslfeld war hauptsächlich Maler für Kirchen und Klöster sowie für adelige Auftrag geber (u. a. für Schloß Lamberg in Steyr) in Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Salzburg, Bayern und angeblich Tirol, für die er neben den religiösen Themen auch Portraits, Tier- und Blumenbilder (letzteres verschollen), Akte, aber keine Landschaften schuf. Sein Selbstportrait ist wie eine Vielzahl seiner Ölbilder bei der Ausstellung zu sehen, einschließlich der Graphiken rund 50 Werke. Dokumentationen geben Auskunft über Biographie, Werke, Standorte, und eine eigene Fotodokumentation zeigt große Prachtbilder vom Passauer Dom, von Seitenstetten, Eisenerz, Salzburg, Steyr etc. Heute sind rund 180 Gemälde Reslfelds nachgewiesen, ein gut Teil erhalten, dazu kommen noch 40 in Augsburg und Nürnberg gedruckte Kupferstiche und eine Handzeichnung. Manches könnte noch unentdeckt sein. Mehrfach hat Reslfeld im Gefolge der prachtvollen Carlone-Kirchen mitgearbeitet, wie auch z. B. in Vöcklabruck. Stilistisch ist er noch dem mehr „bodennahen" Stil des 17. Jahrhunderts verhaftet, vereint aufgrund seiner venezianischen Schulung die Kenntnisse manieristischer und früh- und hochbarocker, ober- und mittel italienischer Malerschulen und verwendet nur manchmal Stichvorlagen von Malern damaliger Weltgeltung wie P. Veronese (Steyr, Hl. Drei Könige), P. P. Rubens, A. v. Dyck, Gh. LeBrun, P. Mignard. Immer sind jedoch seine Bilder in seinem unver wechselbaren Individualstil an Figurendarstellung und Farbenpracht gehalten. Er war ein großes Kompositionstalent, was sich besonders seit den neunziger Jahren bei gut proportionierter und feingliedriger Schönheit weiblicher (Engel-)Gestalten zeigt. Diese überirdischen und dennoch menschlichen Engel und Putten mit schönem Haar und leuchtenden Augen waren und sind berühmt. Den Bildern ist (soweit heute noch in allen Farbschichten erhalten) ein ganz warmes Kolorit mit effektvoller Licht- und Schattenmodellierung und reicher stofflicher Drapierung zu eigen. In welchen anderen Ausstellungsorten findet man nun heute noch erhaltene Gemälde von Reslfeld? Bei der Barockisierung der Stifts-Pfarrkirchen des Enns- und Steyrtales am Anfang der neunziger Jahre des 17. Jahrhunderts legte der Auftraggeber Abt Anselm eine sogenannte „chrlstologische Reihe" fest, also zusammenhängende Themen zu Leben und Leiden Christi im jeweiligen Bildprogramm; hier geographisch geordnet: Steyr, Stadtpfarrkirche: Hl. Drei Könige; Stift Garsten, Sommerchor: Kreuzigung; Ternberg: Auferstehung; Losenstein: Darstellung Jesu im Tempel; Großraming: Pfingsten. Verloren sind die Bilder In Mölln (Letztes Abendmahl) und Steinbach (Pfingsten); ebenso verloren sind fast alle Wand- und Deckenbilder Im ehemaligen Saal- bzw. Kaisertrakt des Stiftes Garsten (heute Strafanstalt), allein der berühmte „Pegasos" mit Merkur und Fama in den Lüften verkündet den Ruhm Kaiser Karls VI. wie symbolhaft gegen alle Vergänglichkeit irdischen Seins.

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