Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 32a „Drittes Reich"(1938-19^5) Die politischen Umwälzungen des Jahres 1938 brachten, wie erwähnt, für die Bildende Kunst im zur Diskussion stehenden Bereich keine erkennbaren Veränderungen. Dagegen bedeutete für die Architektur die nationalsozialistische Machtübernahme das vorläufige Ende moderner Konzepte. Mit der ab 1939 erbauten Werksiedlung Münichholz der „Reichswerke Hermann Göring" besitzt Steyr eine der beeindruckendsten Wohnbauanlagen des Dritten Reichs im Bereich der ehemaligen Ostmark, in der ganz unterschiedliche Anregungen und Vorbilder verarbeitet wurden. In der unregelmäßigen, scheinbar „gewachsenen" Grund disposition der Gesamtanlage, in großzügigen Reihen- und Hof- und Einzelhaus bebauungen wie im architektonischen Detail findet eine bruchlose Fortschreibung von Gestaltungsprinzipien des Heimatstils statt, wohingegen die Wohnblockverbauung sich deutlich an Urbanen Lösungen orientiert. In der Hauptsache stellt die immerhin etwa 5000 Einwohner umfassende Siedlung Münichholzjedoch eine scheinbar „fast biedermeierlich-heile Welt"dar,die sich nicht nur demonstrativ von der gleichzeitigen Industriearchitektur distanziert,sondern „in einer notwendigen dialektischen BeziehungzurTechnokratie der gesellschaftlichen Organisation und zur Machtmaschinerie des Nationalsozialismus"(Achleitner) steht."'''® Nicht zufällig bleibtzwar Münichholz in der Architekturlandschaft ein Einzelfall, doch hatte(und hat?) die Ablehnung modernistischen Bauens weit über das Jahr 1945 hinaus ein langes Nachleben. Als bezeichnendes Detail sei auf die antithetische Gegen überstellung von Bummerlhaus und erstem Steyrer Hochhaus im Briefkopf des Vereins Heimatschutz in Steyr verwiesen,womit„neben der architekturgeschicht lichen Ikone der historischen Kleinstadt auch die Verkörperung des Schreck gespenstes Moderne ins Bild gerückt" wurde.''"'® Doch damit gelangt man bereits an die Schwelle der Gegenwart mit ihren spät- und „posf'modernen Entwicklungen,''®® über die in wissenschaftlicher Art und Weise zu urteilen nach Überzeugung des Verfassers wohl der Zukunft vorbehalten bleiben muß. ANMERKUNGEN 1 In der Abgrenzung der Region „Eisenwurzen" folgt diese Arbeit den Vorgaben des Ausstellungsprojektes: Neben dem eigentlichen Kernraum werden das Kremstal und das Alpenvorland zwischen den Unterläufen von Krems und Enns in die Betrachtung miteinbezogen. Es sei jedoch angemerkt, daß auch aus kunsthistorischer Sicht die gesamte Region Eisenwurzen als Einheit aufzufassen ist (vgl. E. Eppel: Die Eisenwurzen. Österreichische Kunstmonographie IV. Salzburg 1968). 2 Der folgende Abriß versucht lediglich eine vorläufige Orientierung; eine definitive Darstellung wird erst in Zukunft möglich sein und bedingt eine umfassende Materialerschließung ebenso wie zahl reiche Detailuntersuchungen.-Meinem Vater, Dkfm. Herbert Prokisch,danke ich für seine Hilfe bei den unter großem Zeitdruck durchgeführten Objektbefahrungen. 3 R. Kropf: Die Krise der Kleineisenindustrie in der oberösterreichischen Eisenwurzen im 19.jahrhundert. In: Heimat Eisenwurzen. Beiträge zum Eisenstraßensymposion Weyer. Steyr 1997,S. 114-154 (mit weiterer Literatur).- K. Bachinger: Der Niedergang der Kleineisenindustrie in der niederöster reichischen Eisenwurzen (1850-1914). Fallstudie einer industriellen Regression. Wien 1972. - Vgl. auch die entsprechenden Beiträge in diesem Band. 4 R. Kusche: Die Pfarrkirche zum hl. Jakob in Windischgarsten.Windischgarsten 1983,S.3.-Die Aus führung zog sich angeblich bis ins Jahr 1820 hin.

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