Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

320 Kunst und Kultur der Eisenwurzen Robert Angerhofer, Stodertal, 1927, Kat. Nr. 3.1.8.4. Formempfinden der Zeit um 1900 gelöst, schwingen auch in seinem Spätwerk immer Elemente des Jugendstils mit. Die zweite bedeutende Persönlichkeit des Steyrer Stahlschnitts war Elans Gerstmayr, der seine wesentliche künstlerische Prägung ebenfalls durch Jugendstil und Sezession erhielt,später jedoch Elemente des Heimatstils in sein Schaffen aufnahm (z. B. Grabkreuze) und schließlich im Spätwerk nach 1945 zu einer gemäßigten „Moderne" fand. Die anderen Metallkünstler im Umkreis Blümelhubers(z. B. Ferdinand Anders,Franz Xaver Ledl, Hans Kröll) machen eine im wesentlichen parallele Entwicklung durch; erst die nächste Generation (z. B. Hans Köttenstorfer, Helmuth Gsöllpointner, Friedrich Mayr etc.) rezipiert - in unterschiedlicher Art und Qualität - moderne Kunst im engeren Sinn des Wortes. Verfügte die oberösterreichische Eisenwurzen mit dem Steyrer Stahlschnitt über eine eigenständige Kunstübung von durchaus überregionaler Bedeutung,so blieb die gleichzeitige Malerei in einem ganz lokalen Rahmen, ohne sich mit der zeitgenössischen Moderne auseinanderzusetzen. An führender Stelle im Heimatschutz tätig war der Arzt Dr. Richard Klunzinger'''''', der vor allem Landschaften und Veduten schuf, wobei er sich vor allem des Pastells bediente; charakteristisch für die zeittypische Haltung sind seine zwischen romantischer Überhöhung und archäologischer Treue changierenden Rekonstruktionen des historischen Steyr.''''^ Ebenfalls vorwiegend derVedute verpflichtet waren Hermann Schmid (1870-1945) und Franz Dworschak (*i896)''''5, letzterer vor allem als Schilderer der idyllischen Steyrer Altstadt; sein Werk belegt exemplarisch das Festhalten an sehr konservativen Bildauffassungen bis in die sechziger Jahre, wie es letztendlich auch dem Geschmack der Publikumsmehrheit entsprach. An dieser Stelle seien schließlich zwei Künstlerpersönlichkeiten genannt, deren künstlerisches Wirken noch vor 1938 begann und in deren Schaffen der politische Umbruch des Jahres 1938 keine nachhaltige Zäsur hinterließ: Jörg Reitter und Robert Angerhofer, beide wiederum hauptsächlich mit Landschaft und Vedute beschäftigt, und beide jener „idealisierenden" Richtung der Landschaftsmalerei zugehörig, die ab ca. 1935 in Erscheinung tritt und in romantischer Überhöhung das „Antlitz der Heimat" schildert.''''^ Der im Krieg gefallene Jörg Reitter (i898-1944)''''5 verbindet Elemente von Sachlichkeit, Expressionismus und Heimat stil zu einem-leider jäh endenden-CEuvre. Robert Angerhofer(1895-1989)''''® war immer eine Einzelerscheinung; auch in seinem Werk verbinden sich Elemete einer mitunter kargen Sachlichkeit mit romantischen, teils poetisch-märchenhaften Zügen mit starkem Heimatbezug,deren unterschwellige Herbheit sie kaum jemals ins Banale abgleiten läßt. Immer wieder hat Angerhofer die Landschaft der Eisenwurzen,im besonderen die seiner engeren Heimat Hinterstoder, dargestellt. Als Beleg dafür, daß die Landschaft der oberösterreichischen Eisenwurzen auch weiterhin Künstler von auswärts anzog,seien abschließend das Bild „Auerhahn im Stodertal" (OÖ. Landesmuseum) des Salzburgers Jung-Ilsenheim, ein paradigmatisches Werk des Heimatstils, dessen extrem romantisierende Überhöhung unfreiwillig die Grenzen der Selbstkarikatur streift, sowie das Gemälde „Abend in den Ennstaler Bergen"(1942)''''^ des Wieners Hans Frank(1884-1948)genannt,das in ganz ähnlicher Manier jenes überhöhte Heimatgefühl thematisiert, das nach 1945 erst langsam der eindringenden Moderne weicht.

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