Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 319 Zeitdokument. In Laussa hat der Hauptmeister des „Heimatbarock" in Oberöster reich, Josef Furthner,ein Denkmal von beeindruckender Schlichtheit hinterlassen: Eine Bronzetafel mit derTotenliste wird von einem expressiven Kopfdes leidenden Heilands bekrönt, das einzige unmittelbare militärische Zitat bildet das Weih wasserbecken am unteren Tafelrand in Form eines Stahlhelms. Neben diesen eher der Heimatkunst nahestehenden Werken existieren Kriegerdenkmäler traditioneller Ausrichtung, wofür dasjenige von Steyrling mit lorbeerbekränztem Kreuz und einem auffliegenden Adler als bekrönender Vollplastik genannt sei. Neben den Kriegerdenkmälern bot das Einzel- oder Familiengrab''09 weitere Formgelegenheiten für die Großplastik, wohingegen die Bauplastik nur selten in Erscheinung tritt. Als Beispiele hiefür seien das Immaculatareliefim HofderWallner-Mühle in Trattenbach (Nr.1)aus dem Jahr 1931 in zurückhaltenden Heimatstilformen,vor allem jedoch die 1920 in das alte Herren haus in der Schmiedleithen eingefügten Terrakottareliefs genannt, die in exemplarischer Art und Weise die Anliegen des Heimatstils vor Augen führen: bruchlose Einfügung in bestehende Traditionen bei unverwechselbarer zeitgemäßer Eigenart, individuelle Rücksichtnahme anstelle von historisierender Angleichung oder Nachahmung. Den zweifellos bedeutendsten Beitrag zur Kunst der Zeit lieferte die Eisenwurzen jedoch mit den Arbeiten, die im Umfeld der Fachschule für Eisen- und Stahl bearbeitung sowie-ab 1910-des Meisterateliers für Stahlschnitt entstanden.''''° Die beiden Hauptmeister Michael Blümelhuber und Hans Gerstmayr machten in ihrem Genre,dem „wiederentdeckten" Stahlschnitt, die aktuellen künstlerischen Entwicklungen grosso modo mit. Sowohl das Formengut des Jugendstils als auch das Kunstwollen des Symbolismus fanden an den Arbeiten ihren Niederschlag, wobei im besonderen die komplizierte Persönlichkeit Michael Blümelhubers wie ein Brennspiegel zahlreiche Anregungen aufnimmt und - mehr oder weniger intensiv - verarbeitet. Kennzeichnend sind hier vor allem ein mitunter etwas bemüht wirkendes Streben nach Universalität, das in einem etwas seltsamen Spannungsverhältnis zur demonstrativen „Provinzialität" des „Michel" Blümel huber steht;es hat den Anschein,als ob sich hier eine der Grundproblematiken der Zeit offenlegt: die letztendliche Unvereinbarkeit von moderner Internationalität und retardierendem Regionalismus. Blümelhubers Werke spiegeln die Facetten dieser geistesgeschichtlichen Haltung wider: Der fast historisierend wirkende Dekor des Linzer Domschlüssels ist in ihr ebenso vertreten wie die strenge „Sachlichkeit" des Kalksburger Kreuzes, die Expressivität des Katholikentags kreuzes von 1933 oder die demonstrative Symbolik der damals entstandenen Hauptwerke: An der Unica-Plakette durchbrechen Blüten den Stahlblock, unter dem Titel „Deutsche Zukunft-Menschheitszukunft" hält ein stigmatisiertes Kind die zerbrechende Weltkugel zusammen, und die Kleinplastik „Erde, wohin rollst du? / Die Kralle des Widersachers" mit der Darstellung des dem Golde und damit dem Bösen verfallenden Globus bildet fast eine Illustration zu Blümelhubers hochpathetischen, mitunter krausen literarischen, vor allem lyrischen Arbeiten,die ebenfalls zwischen weltumspannender Großzügigkeit und heimatverhaftetem Nationalismus schwanken (z. B. im Band „Walhall in Brand"). Stilgeschichtlich betrachtet hat sich Blümelhuber in letzter Konsequenz jedoch nie ganz vom Michael Blümelhuber, Linzer Domschlüssel, 1924, Kat. Nr. 3.I./.6.5.

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