Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

318 Kunst und Kultur der Eisenwurzen einer gewissen,aufden Standort Bezug nehmenden „Romantik" nicht entbehren. Die Halle des Dietlgutes, weitgehend im Originalzustand erhalten, stellt ein besonders eindrucksvolles Beispiel dieses kultivierten Architekturverständnisses dar: geometrisierende Holztäfelungen und individuell geformte Treppenwangen kontrastieren eindrucksvoll mit den eingelassenen Wandbildern von F. Zerritsch mit pathetisch-ideaiistisch überhöhten Darstellungen aus dem Bauernleben. Das Linzer Haus auf der Wurzeraim, 1930 von den Schulte-Schüiern Hans Arndt und Paul Theer errichtet, transponiert zeitgemäßes Bauen schließlich - in durchaus gelungener Art und Weise-unmittelbar in eine sensible Hochgebirgslandschaft.''°5 Diesen durchwegs „Landschaftsgebundenheit" mit modernem architektonischem Selbstverständnis zur Deckung bringenden Schöpfungen stand das Wirken der Heimatschutzbewegung gegenüber, die versuchte, vormoderne Gestaltungs weisen für den damaiigen Baubedarf zu adaptieren. Ihr hauptsächliches Betätigungsfeld fand sich im Bereich der Denkmal- und Ortsbildpflege,so daß in ihrem unmittelbaren Einflußbereich kaum bedeutendere Einzeibauten entstanden. Sehr wohl jedoch findet man Spuren eines teils recht simplen „Heimatstils" in zahlreichen anspruchslosen Kleinhäusern, wofür als Beispiel das bescheidene Haus Eisenstraße 42 in Losenstein herausgegriffen sei, das durch die Aufschrift „Heimat ist Friede" an der Fassade fast programmatischen Charakter aufweist. Ein weiteres Beispiel für eine Kleinarchitektur ähniicher Grundhaltung stellt ein Transformatorenhäuschen in Windischgarsten dar, das im äußeren Erscheinungs bild mit Welscher Haube, Lisenen und Rundfenstern als veritable Straßenkapelle auftritt und sich nur durch die Stromanschlüsse und die-funktional bedingte - turmartige Proportion als technisches Gebäude demaskiert.™" Die Großplastik der Zwischenkriegszeit wird von der Aufgabe „Kriegerdenkmal"™^ beherrscht. Auch die Ortschaften der Eisenwurzen waren um die Schaffung von Mahnmalen des Weltkrieges bemüht,wovon eine Reihe quaiitätvoller Beispiele in recht weiter typologischer Streuung zeugt; das prominenteste unter ihnen ist das Kriegerdenkmal an der Westwand der Steyrer Pfarrkirche™®. Franz Koppelhuber schuf1932 ein gotisierendes „Heldentor" mit einer monumentalen Michaelsfigur des Wiener Bildhauers Josef Franz Riedl, die stilistisch ganz der spätsezessionistischen, mit einzelnen expressiven Elementen durchsetzten Wiener Plastik angehört. Das vorwiegend architektonisch bestimmte „Mal" findet in Franz Koppeihubers 1931 entstandenem Denkmal in Windischgarsten seine Verwirklichung. Ein Pylon „in Form einer Friedhofleuchte"™^ mit spitzbogigen Öffnungen und kreisförmiger Abschrankung trägt Schrifttafeln mit Gefallenenlisten und einen Spruch. Für Hinterstoder™® schuf Koppelhuber als Abschluß des Friedhofes gegen den Kirchenvorplatz eine ehrenhofartige Anlage mit zentraler Madonnenstatue und in die Mauer eingetieften Totentafeln. Die Madonnenfigur aus glasierter Terrakotta, ein Werk Hans Pontiliers aus dem Jahr 1924, steilt ein typisches Beispiei des „Heimatbarock" dar: Elemente der als besonders „bodenständig" empfundenen Barockkunst werden expressiv übersteigert und individuell variiert und überformt. Eine ähniiche künstlerische Haltung nimmt das Denkmal in St. Pankraz ein, hier im gängigen Typus des Wandepitaphs; das Giebeirelief mit der Aufnahme des toten Soldaten durch Christus in einen puttenbevölkerten Himmel ist auch ikonographisch ein besonders deutliches

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