Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 317 Hanns Reiser;^^ Anlage Tomitzstraße 12-16,1926, von Franz Koppelhuber^s), bietet aber auch mit Bauten geringeren Umfangs (z. B. Haus der Gemeinde St. Ulrich, Schiüsseihofgasse 52-54, 1929 von Pirkl & Eysert^^) ein typisch städtisches Erscheinungsbild. Auch in kleineren Orten finden sich mitunter verwandte Bauten, wie etwa das Haus Steiermärkerstraße 5 in Kirchdorf vom Linzer Architekten Hans Feichteibauer mit expressiven Elementen (erb. i926-37).9® Der Urbane Vilienbau tritt nun nach seiner Blüte in der Zeit vor 1914 ganz in den Hintergrund und wird vom eher anspruchslosen Einfamilienhaus abgelöst, wohl vorwiegend eine Folge der sozialen und wirtschaftlichen Umstände. Dagegen entstehen im öffentlichen Bereich durchaus bedeutende Bauten, wie etwa das Steyrer Krematorium (Erstbau 1926/27 von Franz Koppelhuber, 1937 Zubau der Kapelle von Hürth & Neudeck),übrigens der zweite Bau seiner Art nach der Wiener Feuerhalle.99 Der Steyrer Franz Koppelhuber,die stärkste architektonische Kraft der Stadt,schufeinen expressionistischen Bau mit gotisierenden Details und starkem Einsatz von Schmiedeeisen, der sich erkennbar am Holzmeisterschen Vorbild orientiert. Ein weiteres architektonisches Ereignis von einiger Bedeutung dürfte der Wettbewerb für die neue Kuranlage in Bad Hall gewesen sein, von der allerdings nur die Wandel- und Trinkhalle nach Plänen von Clemens Holzmeister zur Ausführung gelangte. Die aus diesem Anlaß entstandenen Entwürfe von Julius Schulte und Eugen Boltenstern sowie von Mauriz Balzarek führen noch einmal zwischen Sachlichkeit und Expressionismus liegende Formulierungen auf hohem Qualitätsniveau vor.''o° Für die Tatsache,daß modernes Bauen auch außerhalb von städtischen Siedlungs gebieten stattfinden konnte, steht als besonders prominentes Beispiel das Exerzitienheim Subiaco in Kremsmünster,errichtet 1928 bis 1932 nach Entwürfen von Hans Steineder. In subtiler Abstimmung mit der Umgebung und unter durch aus selbstbewußter Auseinandersetzung mit dem nahegelegenen Stiftskomplex entstand hier ein prononciert „moderner" Bau mit vertikalem Eingangsrisalit und anschließendem, dem Geländeverlauf entsprechend gekrümmtem und von zwei Fensterbändern durchzogenem Seitentrakt.""^^ Subiaco markiertzweifelsohne eine extreme Haltung, die bezeichnenderweise keinerlei vergleichbare Nachfolge gefunden hat. Die Mehrzahl der Bauten sucht einen pragmatischen Mittelweg, wie das Gemeindeamt Losenstein (1931, von Wenk) in einfachen Formen als Beispiel solider Baumeisterarchitektur. Wie sehr sich solch schlichte Bauten ihrem Ambiente einfügen konnten, belegt das Haus Windischgarsten Nr. 30(Stixlehen) mit einer recht subtilen Fassadierung: historische Zitate (Erker, Fensterverdachungen)werden dezent verfremdet,der Baukörper durch zarte Einsprünge und Appliken gleichsam „modelliert". Die „Fremdenverkehrsregion" Eisenwurzen brachte in dieser Zeit schließlich auch eine Anzahl von interessanten Sommervillen und Beherbergungsbetrieben hervor, wobei die Gemeinde Hinterstoder eine Art Zentrum darstellen dürfte. Hans Feichteibauer baute hier 1922 die Villa Doberer (Hinterstoder Nr. 68), und das Architektenteam Siegfried Theiss und Hansjaksch(Wien)schuf mit derVilla Peham (ca. 1925) und vor allem der Pension Dietlgut (i925/26)''°2 Bauten, die bei aller Modernität in Großform (Dach, Bruchsteinmauerwerk, Holz) wie im soliden handwerklichen Detail (z. B. Decke der Vorhalle, eisenbeschlagene Eingangstür)

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