Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

3i6 Kunst und Kultur der Eisenwurzen mitverarbeitet(Beispiel: Weyer, Marktplatz 2, Haus Dunki,1906,in Empireformen mit sezessionistischen Details). Daß zur selben Zeit und am selben Ort auch ein ins „Heimatliche" gebrochener Historismus weiteriebt (Beispiele: Weyer, Markt platz 8, Rathausneufassadierung, 1910, von Franz Schönthaier,® mit asymme trischem Risalit und Sgrafitto-Dekor; Weyer, Apotheke „Zum Biber", ebenfalls romantisch-vormoderne asymmetrische Fassade mit Barockdekor, die Mädchen gestalt auf dem Wandbild hingegen sezessionistisch), beweist den Facetten reichtum dieser Umbruchszeit auch im provinziellen Bauen. Abschließend sei auf das unmittelbar neben dem Bahnhof gelegene „Gasthaus Alpenflora" in Windischgarsten verwiesen,an dem sich konventioneller Fremden verkehrshistorismus (Fachwerk, Holzveranden, Barockrahmungen), sezessionlstische Details (stilisierte Baumreliefs zu Seiten des Haupteingangs) und hand feste Zitate aus der heimischen Alpenflora (Enzianbuketts als Fensterbekrönungen, Alpenblumenkranz im Giebel) zu einem zeittypischen, wenn auch besonders kuriosen Amalgam vermischen. Für die Entwicklung der Plastik vom Historismus zur Moderne,für die wiederum die Sepulchralplastik das „Leitfossil" bildet, sei als Beleg lediglich der zwar unschein bare, jedoch als Zeltdokument beeindruckende Brunnen im Hof der Rederschen Brotfabrik aus dem jähr 1917 angeführt, dessen karge, zur Abstraktion neigende Form seine letztlich barocken Vorbilder so gänzlich umdeutet. Zwischenkriegszeit (ca. 1918-1938) Das Ende von Weltkrieg und Monarchie und die im Gefolge hievon stattfindenden Wandlungen bedeuten auch für die Kunst eine Zäsur,vor allem bedingt durch die andauernd schlechte wirtschaftliche Situation und auch aufgrund des veränderten kulturellen Klimas. Durchaus vergleichbar den politischen Gegensätzen, jedoch nicht deckungsgleich mit ihnen,stehen einander zwei künstlerische Aufassungen gegenüber,die bereits vor 1914 in Ansätzen vorhanden waren.Auf der einen Seite eine aus dem Sezessionismus herauswachsende,stark an der Neuen Sachlichkeit orientierte Moderne, auf der anderen ein sich konsolidierender Heimatstil antimodernistischer Prägung. Selbstverständlich stehen einander die beiden Richtungen nicht berührungslos gegenüber, es gibt im Gegenteil eine Fülle von gegenseitigen Beeinflussungen: Immer wieder thematisiert etwa die an der Moderne orientierte Architektur das „Bauen in der Landschaft", wohingegen Bauten des Heimatstils Einflüsse der Sachlichkeit erkennen lassen. Auch in der Bildenden Kunst darf man die Auseinandersetzung zwischen Modernität und Heimatverbundenheit als eine Art Leitmotiv betrachten,die selbst dort auftritt, wo eher konservative Themen in ländlichem Umraum darzustellen sind, wie etwa an den Kriegerdenkmälern. Den Kristalllsatlonspunkt der „modernen" Architektur in der Region bildete verständlicherweise wiederum Steyr,das damals mit dem Stadtregulierungsplan von Hoffmann-KoppelhuberS"auch urbanistisch neue Wege suchte. Hier orientierte sich vor allem der Wohnbau an Vorbildern des Wiener Gemeindebaus (z. B. Wohnhaus anlage Gutenberggasse i/Grillparzerstraße, 1926/27, von Gustav Schläfrig und

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