Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

314 Kunst und Kultur der Eisenwurzen sieht man von wenigen Neuerungen, wie etwa dem beginnenden Kraftwerksbau (z. B. Steyrdurchbruch)einmal ab. Wesentliche Neuerungen ereignen sich jedoch im formalen Bereich. Die in dieser Zeit ablaufenden Verwandlungen des Historismus erreichen zwar relativ rasch auch den provinziellen Bereich, erfahren hier jedoch bisher im einzelnen noch wenig untersuchte Brechungen, die zur Ausbildung von nebeneinander bestehenden künstlerischen Ausrichtungen führen;sie stellen ihrerseits die Ausgangspunkte für die künstlerische Entwicklung der Zwischenkriegszeit dar. Eine wesentliche Entwicklung bildete die Rezeption von Formelementen der Sezession,die ab den ersten Jahren nach der Jahrhundert wende in teilweiser Überlappung mit späthistoristischem Formengut auch im Bauen abseits der städtischen Zentren Fuß faßt (Beispiele: Kirchdorf, Wohnhaus Anton-Herzog-Straße i mit Kombination von Fachwerk und sezessionistischem Dekor;Windischgarsten, Doppelhaus Nr.174 mit historistisch-sezessionistischem Wlischdekor; Steyr,Tomitzstraße 3,Villa Schwingenschuß,1908/09,von Franz Stohl jun. in späthistoristischer Grundstruktur mit Fachwerk und sezessionistischen Details,z. B. Blütenfries, Balkongitter); bereits 1897/98^''waren in Steyr die neuen Reithoffer-Werke errichtet worden,die in Grundform wie Fassadendekor keinerlei historische Reminiszenzen mehr aufweisen. Lediglich die bauliche Struktur im Wechsel von Wandkompartimenten und rasterartiger Durchfensterung, in Verbindung mit dem zarten geometrischen Fassadendekor, gibt dem Bau seine beeindruckend klare Wirkung. Die Verlegung der Steyr-Werke nach Ennsdorf ab 1912 bedingte weitere Großbauten, die jedoch weitgehend dem Bereich der Industriearchitektur zuzuzählen sind und daher hier nur erwähnt seien. Die überlieferte Tatsache, daß eine Intervention des Thronfolgers den Verzicht auf sichtbare Sheddächer veranlaßte, darf man wohl bereits mit der damals jungen Heimatbewegung in Steyr in Zusammenhang bringen.®^^ Die eigentlich innovative Kraft kommt jedoch in jenen Bauten zum Ausdruck, die bereits fast gänzlich auf jede Dekoration verzichten und an ihre Stelle die unmittelbare Wirkung des architektonischen Votumens setzen. Der Linzer Architekt Mauriz Balzarek hat dies 1908 in einmaliger Art und Weise am Bau des Kraftwerkes Steyrdurchbruchss demonstriert, wo - wie Friedrich Achleitner festgestellt hatnicht nur die im speziellen von der Wagner-Schule beschworene Einheit von Kunst und Technik, sondern auch der Zusammenklang von Architektur und Landschaft (das Naturdenkmal des Steyrdurchbruchs wird durch die Architektur nicht beeinträchtigt) in besonderer Weise gelungen ist. Es nimmt nicht wunder, daß Bauten diesen Zuschnittes in einer teils noch recht konservativen Umgebung Einzelfälle bleiben mußten. Und dennoch entsteht in ebenjenen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg eine Fülle von Bauten, die auf teils sehr hohem Niveau eine kultivierte, bürgerliche Moderne vertreten. Ihr bedeutendster einheimischer Exponent war eben Mauriz Balzarek, tätig vor allem in Bad Hall, wo er beispiels weise mit der „Landesvilla" (Parkstraße 1, err. 1912-14)8® den bedeutendsten Jugendstilbau Oberösterreichs schuf. Ein ähnlich qualitätvolles Werk spätsezessionistischer Prägung hinterließ der Architekt in Kirchdorf mit dem Haus Lacheiner (Hauptplatz 3,err. 1914)®^. Ein weiteres Zentrum sezessionistischer Baukultur bestand in Steyr, wo vor allem Wiener Architekten als Entwerfer tätig waren. Die bedeutendste Schöpfung ist

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