Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 313 neben traditionellen Veduten (z. B. Viechtwang, Neukirchen an der Vöckla) auch Anklänge an Symbolismus und Sezession, wie im Bild der beiden eine öster reichische Fahne aufrichtenden Männer auf den Notgeldscheinen von Steyr.so Ausschließlich im Bereich der Graphik tätig war der Steyrer Fachlehrer Franz Kulstrunk. Seine zahlreichen Illustrationen zu Rolleders Fleimatkunde von Steyr (1894)8'' decken thematisch ein breites Spektrum vom Historienbild über das Portrait bis zur Vedute ab und zeigen ihn als charakteristischen „Gebrauchs künstler" von durchaus passablem Niveau. Eine eigenwillige Erscheinung war schließlich Franz Hölzlhuber (1826-1898)®, der-vorerst als Lehrer und Beamter tätig -später als Maler, Musiker und Schriftsteller an die Öffentlichkeit trat und nach mehrjährigem Aufenthalt in Milwaukee nach Österreich zurückkehrte, um schließlich sein Leben als Kustos des Wiener Eisenbahnmuseums zu beschließen. Er schufvor allem Veduten,zeigte 1865 eine Ausstellung von zahlreichen Ölbildern „als wandelndes Panorama von Bremen bis zu den Katarakten des Niagara und den Urwäldern Canadas..."® und hinterließ eine Reihe von Aquarellen zurTopographie von Steyr. Der unbekümmerte, direkte Stil des Autodidakten Hölzlhuber, der mutatis mutandis mitunter ein wenig an Josef Gabriel Frey erinnert, zeigt einmal mehr die künstlerische Situation in Steyr und Umgebung, die kaum an künstlerischen Fragen, sondern viel eher an handfester bildlicher Mitteilung interessiert war. Daß schließlich die oberösterreichische Eisenwurzen auch in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert unverändert Gegenstand der überregionalen Landschafts- und Vedutenmalerei war, kann hier ebenfalls nur angedeutet werden. Als besonders prominentes Beispiel sei-pars pro toto-die künstlerische Tätigkeit des wohl berümtesten Vertreters des alpinen Landschaftsbildes im 19. Jahrhundert schlechthin, Edward T. Compton, erwähnt, der zwischen 1896 und 1920 immer wieder Hinterstoder besuchte und eine größere Anzahl von Veduten und Land schaftsbildern aus dem Toten Gebirge und dem Stodertal hinterließ.®a Ein gemäßigter, etwas verbindlicher Realismus in Kombination mit sorgfältiger Motivwahl und gewissenhafter Durcharbeitung sowie einem Höchstmaß an Routine sicherte diesen Schöpfungen anhaltenden Erfolg bei einem größeren Publikum. Zugleich jedoch stellen Comptons Bilder Dokumente einer Zeit dar, als Bergsteigen noch weitgehend ein Phänomen des gehobenen Bürgertums darstellte, dessen ästhetisches Verständnis sich in derartigen Kunstwerken widerspiegelt. Aus dem Bereich des-derzeit fast gänzlich unerforschten-Kunsthandwerkes der Region sei die 1843 gegründete und bis heute tätige Firma Sommerhuber in Steyr genannt,deren Kachelöfen ab dem Historismus die jeweiligen stilistischen Wand lungen auf einem teils sehr hohen, von auswärtigen Künstlerpersönlichkeiten (z. B. Michael Powolny)getragenen Qualitätsniveau mitmachten.®b Das frühe 20. jahrhundert (ca. 1900-1918) Die Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, äußerlich geprägt von wirtschaftlicher Prosperität und steigendem Wohlstand, bringen zwar kaum Änderungen im Spektrum der künstlerischen Aufgaben,zumal in der Architektur,

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