Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

312 Kunst und Kultur der Eisenwurzen VE. losef-Werndl-Denkmal in Steyr, Viktor Tilgner Österreichischen Plastik des 19. Jahrhunderts, Viktor Tilgner, schuf 1894 das be kannte Denkmai für Josef Werndi^^ auf der Promenade. Vier Jahre später wurde die von ihm modellierte Büste Anton Bruckners^''gegenüber der Pfarrkirche aufgestellt. Stellt das Bruckner-Denkmal ein von Exponenten des Steyrer Bürgertums rund um den Eisenhändler und persönlichen Freund des Komponisten Carl Almeroth getragenes, gleichsam „halböffentliches" Unternehmen dar, bietet das WerndlMonument in geradezu paradigmatischer Art und Weise Einblick in das Selbst verständnis der Zeit. Steyrs „bedeutendster Sohn" steht als Ganzfigur in bürger licher Tracht auf einem Sockel, zu dessen Füßen vier Arbeiterfiguren mit attribut artigen Werkzeugen kauern, deren eine ein Portraitmedaillon des Vaters des Geehrten hält. Überdeutlich zollt hier die Industriestadt Steyr nicht nur der Persön lichkeit Werndls Tribut, sondern bildet zugleich die Sozialstruktur und das paternalistische Verhältnis zwischen Industriellem und Arbeiterschaft ab. Tilgner schuf hier, an barocke Vorbilder wie etwa den Donner-Brunnen am Neuen Markt in Wien anknüpfend,zugleich jedoch im Detailrealismus typisches Kind seiner Zeit,das wohl bedeutendste „bürgerliche" Denkmal des 19. Jahrhunderts in Österreich. Die Grabmalkunst, zum Teil ebenfalls Ausfluß gesteigerten Repräsentations bedürfnisses, nimmt gegenüber der ersten Jahrhunderthälfte an Bedeutung zu. Stellvertretend für die große Zahl von teils beachtlichen Werken sei das Grab Josef Werndls in Steyr genannt, ebenfalls ein Werk Tilgners (1890), das in großbürger licher Attitüde die Trauer um den Verstorbenen mittels einer sentimentalen Figuren gruppe ausdrückt: In einem fast inszeniert anmutenden Umraum mit Grabhöhle und Marmorsarkophag zeigen die beiden Töchter des Verstorbenen ihre Trauer und verweisen auf das(heute verlorene) Portraitmedaillon ihrer Eltern.^s Neben der Monumentalskulptur haben Kleinplastik und Kunstgewerbe durch die 1874 gegründete k. k. Fachschule für Eisen- und Stahlbearbeitung^® eine Fleimstatt in Steyr gefunden. Gustav Ritzinger und Leo Zimpel wirkten hier als Lehrkräfte und traten nebenbei mit eigenen Schöpfungen in Erscheinung; im besonderen haben Zimpels populäre Miszellanmedalllen (z. B.für Taufe, Firmung), in einem verbind lichen, leicht lesbaren Realismus historistischer Prägung gehalten, weit über regionale Verbreitung gefunden.^^ In diese Zusammenhänge gehören auch die um 1885 anzusetzenden künstlerischen Anfänge Michael Blümelhubers, dessen Frühwerk, vor allem aus Gegenständen des Kunsthandwerks bestehend, einem opulenten, minutiöse Virtuosität in der Durcharbeitung mit hoher dekorativer Dichte kombinierenden Stil verpflichtet ist, der sich am internationalen Niveau späthistoristischer Dekorationskunst orientiert. Im Gegensatz zu den kleinplastischen Arbeiten im Umkreis der Fachschule bleibt die Malerei auch der zweiten Jahrhunderthälfte weitgehend im provinziellen Rahmen. Mit Anton Stern (i827-i924),'8 jer in Steyr, Seitenstetten und Garsten ansässig war, besaß die Eisenwurzen einen typischen Kirchenmaler des 19. Jahr hunderts, dessen - derzeit allerdings kaum bekanntes - Werk recht durch schnittlich und vorwiegend im Dekorativen angesiedelt gewesen sein dürfte. Dagegen trat Josef Diltsch (1863-1931)'^ vorwiegend als recht konventioneller Portraitist des Steyrer Bürgertums der Jahrhundertwende in Erscheinung;er dürfte in seinem Spätwerk jedoch noch eine gewisse künstlerische Entwicklung durchgemacht haben:So zeigen seine Notgeldscheine von 1919/20 beipielsweise

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