Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 311 denkmal) in Weyer, einen steil proportionierten Sichtziegelbau mit kanonischem Dekor (profiliertes Spitzbogenportal, Strebepfeiler, Kreuzblume), vertreten. Einen Grenzfallsakraler Architektur stellt schließlich das Auersperg-Mausoleum in Losensteinleiten^odar, errichtet 1906-12 nach Plänen des Wiener Architekten Max Kropf für Karl Wilhelm („Carlos") von Auersperg, Herrenhaus- und Minister präsident, der hier auch beigesetzt wurde. Ein Dreiflügelbau mit zentral gelegener Kapelle und flankierenden Turmbauten umschließt einen ehrenhofartigen Vorplatz, der an drei Seiten von einem Arkadengang gesäumt wird. Bemerkenswerterweise nimmt der Bau, alleine am Waldrand liegend, im Erscheinungsbild Bezug auf die Architektur des vis-ä-vis liegenden Schlosses Losensteinleiten und enthält sich jeglicher historisierenden Dekoration. Auch an diesem Bau stehen Einbindung in bestehende Verhältnisse und Anpassung an lokale(„heimatliche") Gegebenheiten im Zentrum künstlerischen Wollens. Gegenüber dem architektonischen Schaffen treten die Bildenden Künste auch in der zweiten jahrhunderthälfte in den Hintergrund. Kein Ort der oberöster reichischen Eisenwurzen, auch nicht Steyr, wurde zum Sitz eines bedeutenderen Künstlers, geschweige denn einer Schule oder Gruppe. Vielmehr handelt es sich bei den feststellbaren Künstlerpersönlichkelten um Einzelerscheinungen meist etwas inferiorer Bedeutung, wohingegen bedeutendere Aufträge an auswärtige Kräfte gingen-eine Erscheinung,die in geringerem Ausmaß auch für die künstle risch anspruchsvolleren Bauten gilt. Die „Renaissance" der sakralen Plastik im Gefolge des Aufschwungs der Kirchen kunst ab ca. 1855 führt zwar zu einer vergleichsweise großen Zahl von Aufträgen von teils bedeutendem Umfang,doch etabliert sich in der Eisenwurzen im Gegen satz zum Salzkammergut,dem oberösterreichischen Zentralraum oder dem Mühl viertel kein Kirchenkunstatelier. Die Inkunabel des hlstoristischen Altarbaus, der neue Hochaltar in Steyr von Fidelis Schönlaub aus den Jahren 1856/57, wird aus München,die 1861-66 folgenden Seitenaltäre samt Kanzel und Kreuzweg werden aus Linz(Engelbert Westreicher) und Gmunden Oosef Untersberger) importiert.^'' Diese Situation bleibt während des gesamten Jahrhunderts unverändert,wobei die teils bedeutenden Kirchenausstattungen (v. a. Bad Hall, großteils von Untersberger; Kleinraming, von Max Oberhuber und Ludwig Linzinger; Hargelsberg, Gaflenz von Josef Kepplinger etc.) die allgemeine Entwicklung von den schlichten, noch stark nazarenisch beeinflußten Werken der Frühzeit bis zu den bewegten, unmittelbar auf historischen Vorbildern fußenden Schöpfungen des Spät historismus mitmachen.^2 Qjgs gilt auch für die anderen Sparten des kirchlichen Gesamtkunstwerkes, wie etwa die Glasmalerei oder das Kunstgewerbe. Neben der Sakralplastik tritt ab dem 3.Jahrhundertviertel auch die profane Monu mentalfigur wieder in Erscheinung. Sie manifestiert sich vor allem an zwei besonders zeittypischen Aufgaben, die einander stärker benachbart sind, als es prima vista den Anschein hat: dem öffentlichen Denkmal und dem Grabmal. Ersteres ist in der oberösterreichischen Eisenwurzen mit dem Buch-Denkmal (1856/57)im Pechgraben bei Großraming mit einem frühen,in der Verbindung von Natur und Menschenwerk noch in romantischer Tradition stehenden Werk und in Steyr mit zwei besonders prominenten und künstlerisch bedeutsamen Beispielen aus der Blütezeit des Historismus vertreten. Einer der Hauptmeister der

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