Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

3o8 Kunst und Kultur der Eisenwurzen Villa Arbeshuber,Stelzhamerstr. i, Steyr vertreten ist. Sie tritt hier im 3.Jahrhundertviertel erstmals in Erscheinung,sowohl als „Import" aus den Kunstzentren, wie die Villa RabF in Bad Hall, die 1866 nach Plänen von Theophil Hansen erbaut wurde, als auch als Schöpfung von ein heimischen Architekten und Baumeistern. Die Villenbautätigkeit in Steyr bietet hier einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung dieser Baugattung. Für die Frühzeit seien die Villa Almeroth (Leopold-Werndl-Straße 3,err. 1867, Bauherr der Eisenhändler Johann Almeroth) und die Villa Ludwig Werndls Erben (LeopoldWerndl-Straße 9) erwähnt, bestimmt vom Spannungsverhältnis zwischen ein fachem, klarem Baukörper und reichem, kleinteiligem Dekor,dem das besondere Augenmerk des Entwerfers gilt (z. B.Rahmung der Mittelfenster in der Beletage der Werndls-Erben-Villa mit zartgliedrigem, teppichartigem Dekor orientalisierender Prägung). Als Autor dieser noch dem Romantischen Historismus verpflichteten Schöpfungen ist wohl ein einheimischer Baumeister zu vermuten, vielleicht Franz Arbeshuber sen.oder Anton Plochberger,dessen etwas altmodische Gestaltungs weise sich später an Schloß Vogelsang wiederfindet. Dagegen vertreten die Villenbauten entlang der Marie-Valerie-Straße(heute:Stelzhamerstraße),des vornehmsten Wohngebietes der damaligen Stadt, bereits eine gewandelte Auffassung. Ihnen eignet nun eine größere Nähe zu historischen Vorbildern des 16. bis 18. Jahrhunderts sowie ein höheres Maß an Pathos in architektonischer Grundform wie dekorativen Elementen. Türme überragen nun mitunter den Baukörper (z. B. Villa Huber, Stelzhamerstraße 2, mit 1891 dat. hölzernem Tempietto im Garten), ein reich dekorierter Mittelrisalit mit Attika und Säulenvorhalle belebt den Bau (z. B. Villa Hochhauser,Stelzhamerstraße 7). Den Höhepunkt dieser Entwicklung zum Späthistorismus stellt sicherlich die Villa Arbeshuber (Stelzhamerstraße 1) dar, ein monumentaler Bau in prononcierten Spätrenaissanceformen auf geböschtem Rustikasockel; es ist anzunehmen, daß Arbeshuber jun. ihn für den eigenen Bedarf errichtet hat. Von Anlage und Größe durchaus dem Villenbau Wiens ebenbürtig,verrät doch ein gewisses Übermaß im Einsatz des Dekors einen kaum merklichen provinziellen Einschlag. Bemerkens werterweise scheinen sich solche Bauten weniger an der österreichischen Architektur zu orientieren als an derjenigen der deutschen Metropolen, etwa Münchens oder Berlins. Lösungen wie die Villa Leopold-Werndl-Straße 16, in der Zeit um 1900 entstanden, dürften hingegen mit den dekorativen Giebelvoluten eher auf die Linzer Bauten der OÖ. Baugesellschaft (z. B. Villen am Freinberg) zurückgehen.56 Dem großbürgerlichen Villenbau folgt, der sozialen Schichtung der Gesellschaft entsprechend, eine große Zahl von kleineren Villen, die typologisch mitunter Mischformen mit dem traditionellen Einzelhaus eingehen. Als Beispiele hiefür seien etwa die Bauten Eisenstraße 7(„Villa Anna")und 9genannt,deren schlichte Baukörper mit Satteldach und Zwerchgiebel an der Hauptfront einer recht konventionellen Fassadendekoration mit späthistoristischen Renaissance elementen entsprechen. Die Villa Katharina^^ im selben Ort, 1895 von Franz Arbeshuber nach Plänen eines sonst unbekannten Architekten Sowinski erbaut, zeigt mit asymmetrischem Aufbau, Loggia und Dachreiter sowie individueller Dekoration stärkere Affinität zur Bürgervilla im eigentlichen Sinn. Daß in der zwei ten Hälfte auch eine Vielzahl von Bürgerhäusern sowie einige bäuerliche Anwesen

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