Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 307 chaletartigen Erscheinungsform mit umlaufenden Holzveranden und Baikonen nicht Herrschaftsarchitektur, sondern als Jagdstützpunkt eher Teil der Freizeit kultur. Einen Bau von ganz anderem Zuschnitt, genau an der Grenze zwischen Schloß und Villa angesiedelt, stellt Schloß (bzw. Villa) Vogelsang in Steyr dar.^^ Nach Plänen des Steyrer Architekten Anton Plochberger ab 1877 errichtet und erst 1890 endgültig fertiggestellt, diente der Bau dem Auftraggeber Josef Werndl vorwiegend als Repräsentationsarchitektur. In einer eingehenden Studie hat Ulla Weich sowohl die soziologische Bedeutung als auch die kunsthistorische Stellung des Gebäudes untersucht, dessen „englische" Anklänge wohl eher auf das etwas provinzielle Architekturverständnis Plochbergers zurückgehen als aufdie Intention des Bauherrn. Die Elemente des Romantischen Historismus, die hier mit einer Verzögerung von ein bis zwei Jahrzehnten Verwendung finden, sind für die Situation der Steyrer Architektur dieser Zeit charakteristisch. Einen weiteren Bereich der gehobenen Wohnarchitektur dieser Zeit stellt eine Reihe von Landsitzen dar, die in der Tradition der älteren Hammerherrenhäuser stehen, teils auch aus solchen entstanden sind, nun jedoch zusätzlich Elemente des Schloß- bzw. Villenbaues aufnehmen. Beispiele hiefür bieten das Hammerschlößl(auch „Zekert-Schlößl") in Laussa^o mit burgartigem Äußeren ebenso wie die bemerkenswerte Anlage Trattenbachstraße 6 bei Ternberg, ein umgestaltetes Biedermeier-Anwesen (dat.1843) mit auf Pfeilern ruhendem, mächtigem LoggienVorbau an der Südfront, dessen reiche, etwas unkonventionelle, „naive" Instru mentierung (samt Gestaltung des Innenraumes mit Stuckdecken) ein gutes Beispiel für den provinziellen Umgang mit historisierendem Formengut darstellt. Ebenfalls durch Umbau eines älteren Objektes entstand 1891 der „Thalhof" bei Gaflenz5\ den Zeitgenossen ein „prachtvolles Sommerheim ... im altdeutschen Baustile"(Rolleder), aus heutiger Sicht ein typischer späthistoristischer Landsitz mit reich gegliedertem, asymmetrischem Baukörper in einfachen Renaissance formen sowie stark akzentuierten hölzernen Details (z. B. Bedachung des Einfahrtstores mit Schrifttafel). Das Terrakottarelief in der Art derdella Robbia über dem Eingang der Südseite belegt schlaglichtartig das ästhetische Selbstver ständnis des in diesen Jahren zu Ende gehenden Historismus. Die Verwendung von Holzelementen scheint im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den Konstanten des Bauens in der Eisenwurzen gehört zu haben - vielleicht ein Reflex auf den Holzreichtum der Gegend. Weitere Beispiele hiefür stellen der Umbau des HelmlGutes in Dirnbach (St. Pankraz Nr. 38)^2 sowie die Villa Urban in Lindau Nr. 22 bei Gaflenz (dat. 1902, ein chaletartiger Fachwerkbau mit Bruchsteinterrasse) dar. Dagegen vertritt die Villa Schröckenfux in Roßleithen,erbaut1900 nach Plänen der OÖ. Baugesellschaft in Linz (Baumeister Kreipl), den Typus der Urbanen Villa mit symmetrischem Baukörper und sparsamem Dekor^ä. Gleichsam am Ausklang der Sensenschmiedarchitektur im eigentlichen Sinn steht schließlich das Herrenhaus in der Schmiedleithen bei Leonstein, die sich ab 1871 im Besitz der Familie Zeitlinger befand. In den Jahren 1885/86 entstand hier ein neues Wohnhaus in soliden Renaissanceformen von starker Plastizität,die ebenso wie die palaisartige Grundform den Bau als Werk des Strengen Historismus ausweisen. Zu den ureigensten Schöpfungen des 19.Jahrhunderts gehört die bürgerliche Villa, die in zahlreichen Beispielen auch in der oberösterreichischen Eisenwurzen

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