Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

304 Kunst und Kultur der Eisenwurzen Aquarelle und Zeichnungen, wobei die damals so beliebte Druckgraphik eine besondere Rolle spielt. Stellvertretend für die zahlreichen Vertreter dieses Genres sei ein Blatt des in Grünburg an der Steyr geborenen Linzer Vedutenmalers Joseph Edlbacher(1817-1868)28 erwähnt,das in zwölf Einzelbildern tableauartig Steyr und die Hauptsehenswürdigkeiten der oberösterreichischen Eisenwurzen dem Betrachter vor Augen führt.^s Noch unklarer als die Malerei bleibt derzeit die Situation der Plastik, wenn man auch davon ausgehen kann, daß mit den letzten klassizistischen Kircheneinrich tungen (z. B. Windischgarsten, Kanzel, um 1800; Adlwang, qualitätvoller Beicht stuhl in Empireformen an der nördlichen Langhauswand) die Monumentalfigur weitgehend in den Hintergrund tritt. Wieder ist es Josef Gabriel Frey, der mit je einem Werk der Profan- und der Sakralkunstzum Vorläufer von Entwicklungen der zweiten Jahrhunderthälfte wird: 1839 entsteht nach seinen Entwürfen der obere Marktbrunnen in Weyer mit der steinernen Vollplastik eines Bibers als dem heraldischen Bild des Marktes, und 1853 schuf er gemeinsam mit seinem Bruder Ignaz einen neuen Taufsteindeckel für die Weyerer Pfarrkirche, der stark retro spektive Anklänge an barocke Formen mit klassizistischen Elementen (z. B. Grisaillen) verbindet. Ebenfalls vereinzelt taucht in diesen Jahrzehnten auch die Großplastik im Bereich der Grabkunst auf(z. B. Leonstein, Friedhof, Grabmal Fürst mit weiblicher Figur in antikischem Trauergestus,1833?). Medaille aufJosef Werndl,1892, Kot. Nr. 3.1.5.3. Die zweite Jahrhunderthälfte - Historismus Unterschiedliche Faktoren bewirkten um die Mitte des 19. Jahrhunderts einen grundlegenden sozialen und kulturellen Wandel. Neben den Veränderungen im Gefolge der Ereignisse von 1848 spielen vor allem der rasche technische Fortschritt in Verbindung mit einer forcierten Industrialisierung,die schrittweise Erschließung des Landes durch die Eisenbahn sowie die wirtschaftliche Prosperität der „Gründerzeit" wesentliche Rollen. Der industrielle Aufschwung der Stadt Steyrzog eine stark gesteigerte Bautätigkeit nach sich, die sich -teils etwas zeitverzögert und in modifizierter Form - auch auf die kleineren Orte ausbreitete. Zahlreiche neue Bauaufgaben treten neben traditionelle bäuerliche und bürgerliche Bauten und lassen eine teils ganz neuartige, stark urban ausgerichtete Architekturland schaft entstehen.Das Zentrum dieser Entwicklung lag naturgemäß in Steyr,das ab dem 3. Jahrhundertviertel zu einer bedeutenden Industriestadt heranwuchs. Die Stadt erlebte damals auch einen starken urbanistischen Wandel mit Entstehung neuer Stadtteile, wie etwa dem großbürgerlichen Voglsang und Reichenschwall, aber auch den Arbeitergebieten Karolinen- und Josefsthal.^o Die anderen Ort schaften der oberösterreichischen Eisenwurzen erfahren zwar keine derartig tiefgreifenden Veränderungen, doch beeinflußt vor allem der Bahnbau immer wieder die Neuorientierung von Ortschaften (z. B. Windischgarsten). In besonderem Maß tritt nun die öffentliche Bautätigkeit in Erscheinung. Die Entwicklung des Bildungswesens erfordert neue, umfangreichere Schulbauten, vom anspruchslosen lokalen Volksschulhaus bis zur aufwendig gestalteten höheren Bildungsanstalt. Steyr entwickelte sich nun zu einem richtigen Schulzentrum

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