Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 303 Unklarer als die Situation des Bauschaffens stellt sich die der Bildenden Kunst dar. Wenn man von der erwähnten Kultur der Sensenschmiede absieht, erlaubt es unser derzeitiger Wissensstand nicht, auch nur einigermaßen sichere Aussagen über Malerei und Bildhauerei der oberösterreichischen Eisenwurzen in der ersten Jahrhunderthälfte zu treffen. Daß der In Wien tätige Portraitist Johann Evangelist Kastner(1776 bis nach 1836)22 ebenso aus Weyer stammt wie Johann Manschgo (1800-1867)24, darf man lediglich als Marginalie zur Kenntnis nehmen; beide Künstler stehen in keiner - wie auch immer gearteten - Beziehung zum Kunst schaffen der Eisenwurzen. Eine Ausnahmeerscheinung bildet hingegen der ebenfalls in Weyer geborene und hier zeitlebens ansässige Josef Gabriel Frey (1791-1884)25. Er vertritt in besonders reiner Art und Weise den Typus des lokalen „Gebrauchskünstlers": im Grenzbereich zur Volkskunst angesiedelt, doch in manchen seiner Leistungen durchaus an der zeitgleichen „Hochkunst" ausge richtet. Die Bandbreite seiner Tätigkeit reicht von der Architektur bis zur anlaß gebundenen Gebrauchsgraphik;er tritt mit sakralen Werken (z. B.Taufsteinaufsatz der Pfarrkirche in Weyer; Andachtsbilder) genauso in Erscheinung wie mit Land schafts- und Genrebildern sowie Veduten; er dokumentiert lokale Ereignisse und weiß diese mitunter auch karikaturistisch zu kommentieren.Die in der Ausstellung gezeigten Kastenbilder mit Jahreszeitendarstellungen - zwischen Malerei und Kleinplastik angesiedelt - dokumentleren sehr unmittelbar Freys künstlerische Intention: Direktheit der Mitteilung, kleinmeisterliche Liebe zum Detail sowie ein immer wieder aufblitzender Hangzum Sarkasmus(z. B. Notdurft verrichtende Figur im Herbstbild, vielleicht von niederländischen Vorbildern angeregt). Stilistisch bleibt der Künstler weitgehend der Tradition verhaftet, paßt barocke Gestaltungs muster nur oberflächlich zeitgenössischen Tendenzen an (z. B. Entwurf für einen Engel mit Lilie, dat.1830,der barocke Draperieschemata mit einer„nazarenischen" Physiognomie kombiniert); Frey hat damit wohl auch der Erwartung seines Publikums entsprochen.Trotzdem Frey ganz und gar ein Kind seiner Zeit gewesen ist, bleibt er-zumindest im Bereich der oberösterreichischen Eisenwurzen-doch eine Einzelerscheinung, am ehesten noch vergleichbar dem in Linz und Steyr als Zeichenlehrer tätigen Joseph Löw (1770-1842)26. Dessen Aquarelle kreisen um ähnliche Themen wie diejenigen Freys und sind auch einer ähnlichen künstle rischen Grundhaltung bei durchaus vergleichbarem Qualitätsniveau verpflichtet. Neben der einheimischen Kunstproduktion wurden jedoch auch immer wieder einzelne Werke der Malerei importiert, wofür als besonders markantes Beispiel das Hochaltarblatt der Pfarrkirche von Molin mit der Darstellung des Letzten Abendmahls genannt sei,das Leopold Kupelwieser 1829/30 schuf. Merkwürdiger weise haben Werke wie dieses offenbar keinerlei Nachfolge im lokalen Bereich gefunden;es steht zu vermuten, daß der künstlerische Abstand hiefür einfach zu groß war.22 Ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt sich eine weitere künstlerische Facette, die mit dem aufkommenden Fremdenverkehr ebenso in Zusammenhang steht wie mit dem neuen Landschaftsgefühl im Gefolge der Romantik: Wie im benachbarten Salzkammergut, wenn auch nicht so intensiv wie dort, wird die Eisenwurzen selbst zum Gegenstand der Kunst,zieht Landschafter von auswärts an,die Landschaft und Bauwerke abbilden. Es entstehen sowohl Ölbilder als auch

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2