Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 301 Gradn-Werk (Werkstatt am Gries, heute Sensenschmiedmuseum''°) gelten. Die Anlage umfaßte zur Zeit ihrer höchsten Blüte unter Caspar Zeitlinger nicht weniger als 33 Objekte,vom Herrenhaus über die Industrieanlagen und Ökonomiegebäude bis hin zur „Freizeitarchitektur" des Lusthauses und dem „Hirscheinfangs-Gartel". Das Herrenhaus stellt einen Dreiflügelbau dar, dessen vierte Seite durch eine Tormauer abgeschlossen wird. Über einem älteren, vor 1750 entstandenen Kern erfolgte um 1829 die Neugestaltung in der heutigen Form.Sparsamer Dekor mittels eingetiefter Fensterrahmungen und zartem umlaufendem Putzband in Sturzhöhe im Erdgeschoß kennzeichnet die Fassaden, lediglich die Hauptfront wird durch Seitenrisalite und teilweise Bänderung des Erdgeschosses hervorgehoben. Das markante Einfahrtstor verbindet moderne Details klassizistischer Prägung mit traditionellem Formengut (Sonnenräder). Das Innere, heute museal adaptiert, bietet einen vorzüglichen Einblick in die Sachkultur der Sensenschmiede,das hohe Niveau der Möblierung,aber auch ihr Verhältnis zur Kunst,vor allem der Malerei. Es hat den Anschein, daß vor allem zwei Bereiche das Interesse dieser Unter nehmergruppe erweckten. Im Zentrum steht das Portrait, vor allem auch das Gruppenbild, das KinderportraiÖ'' und vereinzelt das in romantischer Tradition stehende „Freundschaftsbild" (z. B. F. X. Bobleter, Drei Freunde, 1831; ehemals Sensenwerk Blumau,jetzt im Sensenschmiedmuseum)''^ als Medium der Selbst darstellung von Individuum wie Familie; neben der Portraitkunst erfreute sich die Vedute, vor allem die Wiedergabe des unmittelbaren Umraumes, großer Beliebtheit.''5 In manchen Werken verbinden sich beide Elemente zu einer Einheit, wenn die Personen vor dem Hintergrund des eigenen Anwesens dargestellt werden (z. B. Franz Xaver Bobleter: Familienbild Weinmeister, Familienbild Zeitlinger; beide Sensenschmiedmuseum).''''Daß von Seiten der Auftraggeber größeres Augenmerk auf die Realistik der Darstellung als auf deren künstlerische Umsetzung gelegt wurde, paßt zum Wirklichkeitssinn dieser Familien; nicht zufällig dürfte der unprätentiöse,deskriptive Malstil deszu dieser Zeit in Linz ansässigen Franz Xaver Bobleter (i8oo-i869)''5 besonders beliebt gewesen sein, wie zahlreiche Bildnis aufträge beweisen. Neben dieser im weitesten Sinne „biedermeierlichen" Kunst existierten jedoch als Nebenerscheinungen sowohl ein Fortleben barocker Formtradition als auch ein - allerdings nur punktuelles-Eindringen romantischen Formengutes. Ein markantes Beispiel hiefür war das-erst 1972 demolierte-Wohnhaus josef Gabriel Freys in Weyer mit Flachdach und Zinnenkranz,das die strenge Grundform des Kubischen Stils mit „modernem" Dekor verband. Weitere Pläne Freys zum Umbau eines Getreidemagazinssowie der Pfarrkirche von Weyer wiederholen das Kombinat von blockförmigem Baukörper und romantischem, gotisierendem DekoC^ In ent wickelterer Art und Weise treten Elemente des romantischen Schloßbaues am Schloß Kogl in Laussa (Laussa Nr. 90) in Erscheinung. Die Anlage besteht aus einem Haupttrakt mitzwei übereck gestellten Türmen,doppelgeschossiger Loggia an der Gartenfront und unmittelbar angebautem, dreiflügeligem Nebengebäude; die Gestaltung der Fassaden mit spitzbogigen Doppelfenstern,Ortsteinquaderung, Stichbogenfriesen und Tudorleisten rezipiert bereits die englische Landhausarchitektur.''^ Die älteren Baulichkeiten des Hammerwerkes Schröckenfux in Roß leithen (1843,i86o-63)''^3 schließlich stellen ein Bindeglied zwischen Biedermeier

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