Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 299 Zur Kunst der oberösterreichischen Eisenwurzen. Vom Ende des 18. jahrhunderts bis I9d5 von Bernhard Prokisch Einleitung Der Versuch,das Kunstschaffen der oberösterreichischen Eisenwurzen'' im 19. und in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts in Umrissen nachzuzeichnen,^ hat von den historischen,vor allem wirtschaftshistorischen und allgemein kulturellen Rahmen bedingungen einer Region auszugehen, die nach Perioden höchster Blüte in Spätmittelalter und Frühneuzeitab dem späteren 18.Jahrhundert in zunehmendem Ausmaß in eine von wirtschaftlicher Stagnation gekennzeichnete Krise geriet^ die vor allem die handwerklich strukturierte „Kleineisenindustrie" vorindustrieller Prägung betraf und sich in wechselnder Intensität als „Lokalkonstante" bis in das 20. Jahrhundert verfolgen läßt. Sie steht in Wechselwirkung mit dem Entstehen moderner industrieller Strukturen, die - unlösbar mit der Persönlichkeit Josef Werndls verbunden-in der Steyrer Waffenproduktion ihr Zentrum finden.Zugleich jedoch bildet die Eisenwurzen eine stark agrarisch bestimmte Region, deren landschaftliche Eigenart und Schönheit im Laufe des 19. Jahrhunderts „entdeckt" und sukzessive vom Tourismus erschlossen wird. Dieser Doppelcharakter als Industrie- und Freizeitregion und die damit in Zusammenhang stehenden wirt schaftlichen und sozialen Veränderungen bilden den Hintergrund für die Kunst der jeweiligen Zeitabschnitte, vor allem natürlich des architektonischen Schaffens, aber auch des „kulturellen Klimas" für die Bildende Kunst. Die erste jahrhunderthälfte - Klassizismus und Biedermeier Das spätere 18. Jahrhundert bringt auch für den Raum der Eisenwurzen ein lang sames Auslaufen der Barockkunst, die sich noch nach der Jahrhundertmitte mit teils bedeutenden Schöpfungen manifestierte,wofür als Beispiel Johann Gotthard Haybergers Steyrer Rathaus (1765-71 bzw. 1778) genannt sei. Gegen Ende des Jahrhunderts kommt es zu einem Rückgang von Bau- und Bildender Kunst, wobei vor allem der kirchliche Bereich-von Aufklärung und Josephinismus unmittelbar betroffen-ein dramatisches Absinken der Kunstproduktion verzeichnet.So haben sich auch kaum künstlerische Zeugnisse aus dieser Zeit erhalten. Als Beispiel für den Profanbau dieser Jahre sei das Haus St.-Berthold-Allee 27 in Garsten genannt, dessen Fassadierung mit Girlanden- und Schuppenleistendekortypisch „josephinischen"Charakter aufweist. Für den im Gefolge derjosephinischen Pfarregulierung benötigten Kirchenbau seien ausdem Bereich der oberösterreichischen Eisenwurzen die Pfarrkirchen von Hinterstoder (err. 1785-87) und Schiedlberg (err. 1786-90)

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