Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 293 Zurfrühbarocken Ausstattung gehörten auch entsprechende liturgische Gewänder und Geräte. Am faszinierendsten ist wohl die 1630 in Linz erworbene Totenkasel im Stift Kremsmünster, eine Augsburger Arbeit, in der die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges anzuklingen scheinen^^. Der früheste Barockbau der Region war die 1635-48 erbaute ehemalige jesuitenkirche in Steyr, gefolgt von der1642-47 errichteten ehemaligen Dominikanerkirche. Die Ausstattung beider Bauten stammt großteils aus der Zeit des Rokoko^s. Bereits 1614 erfolgte eine frühbarocke Erneuerung der Stiftskirche von Kremsmünster durch den Linzer Baumeister Marx Martin Spaz. Viel radikaler war die zweite Barockisierung nach Entwürfen von Giovanni Battista und Carlo Antonio Carlone. Dabei wurde der mittelalterliche Bau vollkommen ummantelt und verkleidet. Einen wesentlichen Anteil an der Innenausstattung hatte Giovanni Battista Barberini,der Einflüsse des römischen Hochbarock vermittelte. Die Gewölbe erhielten 1680/81 eine überreiche Stuckdekoration durch Giovanni Battista Colomba. Die Wand malereien stammen von den Brüdern Grabenberger aus Und bei Krems,die gleich zeitig auch in Garsten arbeiteten. Ein Hauptwerk süddeutscher Barockmalerei ist das 1712 gelieferte Hochaltargemälde des Münchner Hofmalers Johann Andreas Wolf.1720 wurden schließlich jene Brüsseler Bildteppiche mit der Geschichte des ägyptischen Josef angekauft, die an Festtagen die Pfeiler der Stiftskirche schmücken^®. Die berühmten, die Seitenaltarbilder flankierenden Engelsfiguren Michael Zürns d. J. entstanden zwischen 1682 und 1685. Diese „beseeltesten Menschenbilder der barocken Kunst"(Decker) setzen die unmittelbare Kenntnis der venezianischen Plastik des Hochbarock voraus'^. Carlo Antonio Carlone leitete für Stift Kremsmünster auch den Umbau von Schloß Kremsegg^s.1677-83 erfolgte auch in Garsten und Schlierbach ein völliger Neubau der Stiftskirche. Die Bauleitung ging hier nach dem Tod von Pietro Francesco Carlone auf seinen Sohn Carlo Antonio über. Die beiden Räume,für deren Entstehung die Tradition spätgotischer Wandpfeilerkirchen ebenso bestimmend war wie die frühe Jesuitenarchitektur, stellen den Höhe- und Endpunkt im Schaffen dieser ober italienischen Künstlerfamilie dar. Den hervorragenden, üppig wuchernden Stuck und die Fresken schuf Giovanni Battista Carlone^®. In Garsten arbeiteten der aus Klagenfurt gebürtige Bildhauer Marian Rittinger (1652-1712) und der ausTirolstammende Maler Carl von Reslfeld (1658-1735),die auch in Steyr, Ternberg, Großraming und der Wallfahrtskirche von Christkindl gemeinsam tätig waren® Diese gehörtzu den reizvollsten und originellsten Bauten Carlones und Prandtauers. Außergewöhnlich ist auch die von Johann Michael Prunner aus einem Kapellen raum adaptierte Bibliothek in Schlierbach. Während hier und in Garsten die Stiftsgebäude erst nach der Kirche vollendet wurden, erhielt Spital am Pyhrn bereits seit 1642 durch Kaspar Schoiswohl und Cipriano Novo einen neuen Konventtrakt. Die Kirche wurde 1714-36 von Johann Michael Prunner errichtet und beeindruckt vor allem durch ihre aufwendige Steinfassade. Der Innenraum wird von den großartigen Fresken Bartolomeo Altomontes beherrscht, die sich allerdings nur im Presbyterium erhalten haben. Den Hochaltar und die höchst originelle Johann-Nepomuk-Gruppe schuf der Grazer Bildhauer Veit Königer. Die hervorragenden Seitenaltar- und die später nach St. Paul im Lavanttal gelangten

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