Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

288 Kunst und Kultur der Eisenwurzen Ein Meisterwerk gotischer Plastik hat sich in der Madonna der Fiiiaikirche von inzersdorf erhalten. Die große Figur wurde überzeugend dem Meister von Seeon zugeschrieben,der um 1430 in Salzburg und Bayern tätig war^s.Sie gehört ebenso der letzten Phase des Schönen Stils an wie der Grabstein des Friedrich von Aufsaß, eines Bamberger Bischofs, der 1440 in seinem Alterssitz Spital am Pyhrn ver storben ist^®. Um 1430 entstand ein ausgezeichnet erhaltener Glasmalerei-Zyklus von sechs Aposteln im Stift Kremsmünster. Etwas später sind mehrere Einzelscheiben in den Stiftssammlungen zu datieren, darunter ein hier ausgestellter hl. Blasius mit geradezu porträthaften Zügen.An Ort und Stelle blieben Glasfenster in Steinbach/ Steyr und am Heiligenstein bei Gaflenz erhalten, die bereits den Übergang zum spätgotischen Realismus zeigen®^. Das Hauptwerk dieser Zeit sind vier Tafeln aus dem Marienleben im Stift Krems münster. Sie stammen vom Meister der Pollinger Tafeln, der nun mit dem Münchner Maler Conrad Sachs (1418 bis um 1448) identifiziert wird und offensichtlich niederländische Werke aus dem Kreis des Meisters von Flemalle kannte. Ähnliches gilt auch für eine Zeichnung der sitzenden Maria in der Stiftsbibliothek®®. Im Bereich der Architektur sind aus der Zeit der Hochgotik nur wenige Beispiele erhalten, so die älteren Teile der Filialkirchen von Bad Hall (St. Magdalena), Oberrohr und St. Blasien sowie die Chöre der Pfarrkirchen von Losenstein, Nieder waldkirchen,Stadlkirchen,Ternberg und Wartberg®®. Erst im 15.Jahrhundert setzte eine große Bautätigkeit ein. Den großartigsten wirtschaftlichen und künstlerischen Aufschwung erlebte damals Steyr, wofür vor allem der von Hans Puchsbaum begonnene Neubau der Stadtpfarrkirche Zeugnis gibbto. Die Berufung des Baumeisters und das „Zitat" des Chores von St. Stephan in Wien erfolgten gewiß nicht ohne politisches Kalkül. Puchsbaum schuf zunächst den Dachreiter der Margaretenkapelle, ehe er 1443 den hier durch die Originalrisse dokumentierten Neubau der Stadtpfarrkirche begann. Das überaus ehrgeizige Werk, an dessen Vollendung die Baumeister Mert Kranschach und vor allem Wolfgang Tenk sowie Hans Schwettichauer arbeiteten, brannte bereits 1522 ab. Weitgehend unversehrt blieb nur der weite Hallenchor Puchsbaums mit dem zartgliedrigen Sakraments häuschen,während das Langhaus seine ursprüngliche Wölbung und die kostbare Ausstattung eingebüßt hat. Erst kurz nach dem Brand wurde das Tympanon des Nordportals ausgeführt,das später angeblich von Ketzern beschädigt und um 1900 ergänzt wurde. Der Bau der Stadtpfarrkirche von Steyr fand nur in Niederösterreich wirkliche Nachfolge,vor allem in den Pfarrkirchen von Baden und Kilb. Weniger deutlich war der Einfluß der Steyrer Bauhütte auf die oberösterreichischen Hallenkirchen am Heiligenstein bei Gaflenz, in Sipbachzell und in Pettenbach (um 1484)^''. Die Pfarrkirche von Mölln (vollendet 1519)wurdezu Unrecht mit Hans Puchsbaum,jene von Großraming mit Wolfgang Tenk in Zusammenhang gebrachf®. Auch für den Chor der Wallfahrtskirche von Adlwang wurde ein Einfluß der Steyrer Hütte vermutet^®. Kirchen der Spätgotik haben sich weiters in Gaflenz (geweiht 1464), Grünburg, Heiligenleithen (1431-1499), Nußbach, Oberrohr (bezeichnet 1497), St. Leonhard

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