Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

286 Kunst und Kultur der Eisenwurzen ' >A- I Hl. Dorothea,um 1390, Steyr, Stadtpfarrkirche In der Buchmalerei beginnt die Gotik um 1280 mit der Spätphase des sogenannten Zackenstils, dem das Kanonbild eines aus Spital am Pyhrn stammenden,später nach St. Paul im Lavanttal gelangten Missales angehört. Etwa zur selben Zeit begann die große Blüte der Malerschule von St. Florian. Ihr reifes Hauptwerk ist die Ausstattung der um 1310 für Stift Kremsmünster entstandenen, vierbändigen Bibel des überaus bedeutenden Abtes Friedrich von Aich (1275-1325),von der hier ein Band ausgestellt ist^o. Besonders bemerkenswert sind die ungemein lebendigen und dramatischen Illustrationen aus dem Leben des Apostels Paulus. Aus der Zeit Friedrichs von Aich stammt auch ein Reliquienkreuz, das zu den wenigen erhaltenen Werken hochgotischer Goldschmiedekunst in Oberösterreich gehört^k Erst 1812 gelangte ein Hauptwerk der Buchmalerei des Bodenseeraumes aus der aufgehobenen Abtei Weissenau nach Kremsmünster: die um 1330 illustrierte Handschrift des Heilsspiegels, des „Speculum humanae salvationis". Um 1320 entstand in Garsten ein vierbändiger Evangelienkommentar mit qualitätvollen Miniaturen in der Nachfolge der St. Florianer Malerschule. Ein aus Pfarrkirchen bei Bad Hall stammendes Missale der Zeit um 1350 zeigt ein sehr fein ausgeführtes Kanonbild, während die etwas spätere Armenbibel von Kremsmünster geradezu volkstümliche Züge trägt. Das gilt insbesondere auch für die etwa gleichzeitig entstandene, hier ausgestellte Gleinker Welt- bzw. Christherrechronik, die unter anderem eine sehr originelle Darstellung einer mittelalterlichen Baustelle enthält22. Geradezu volkstümlich sind die Wandmalereien im Chor der Filialkirche von Stadl kirchen bei Steyr, wo Darstellungen der hl. Margarete mit dem Stifterpaar, eines reitenden Magiers, der Schutzmantelmadonna und der Gaben des Hl. Geistes freigelegt wurden. Weniger gut erhalten sind die Chorfresken der Pfarrkirche von Gaflenz, die unter anderem das Letzte Abendmahl zeigen^^. Zu den wichtigsten Werken der Plastik des 14. Jahrhunderts gehören zwei monu mentale Hochgräber im Chor der Stiftskirche von Garsten. Das bedeutendere ist zweifellos jenes des seligen Abtes Berthold,das sich ursprünglich in der Mitte der Kirche vor dem Lettneraltar befand. Das bereits um 1300 entstandene Werk zeigt stilistische Beziehungen zur Regensburger und Bamberger Plastik. Hingegen ist die Figur Otakars wohl erst kurz vor der Kirchweihe von 1333zu datieren^! Ein ganz hervorragendes Werk ist die Madonna im Kreuzgang des Stiftes Schlierbach. Angeblich wurde sie 1355 bei der Gründung des Frauenklosters aus Schwaben mitgebracht, doch sprechen stilistische Gründe eher für eine Herkunft aus dem Umkreis der Wiener Minoritenwerkstatt. Es ist möglich, daß es sich um eine Schenkung Herzog Albrechts II. handelt, der 1355 die Vogtei über das Stift übernahm^s. Das Werk zeigt starke französische Einflüsse, die nicht zuletzt auch durch leicht transportable Elfenbeinarbeiten vermittelt wurden.So haben sich im Stift Kremsmünster zwei französische Diptychen des 14. Jahrhunderts erhalten, eines mit Maria und dem Gekreuzigten und ein weiteres mit der Anbetung der Könige und der Kreuzigung Christi, das dem „Atelier du Diptyche de Krems münster" seinen Namen gab^e. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts vollzog sich in Österreich ein grundlegender Stilwandel, der mit der Tätigkeit des in Italien ausgebildeten Wiener Michaeler-

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