Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Kunst und Kultur der Eisenwurzen 285 lokalisiert. Der etwas ältere Kreuzfuß zeigt Medaillons mit Darstellungen aus dem Alten Testament. Er dürfte in England oder Norddeutschland entstanden sein. Ebenfalls aus Stift Kremsmünsterstammt ein hier ausgestelltes Reliquienkästchen, das später ins Österreichische Museum für angewandte Kunst gelangte. Es gehört zu einer Gruppe gleichartiger Reliquiare, die im späten 12. und im 13.Jahrhundert in Limoges hergestellt wurden, und für deren figürlichen Schmuck das Nebenein ander von emaillierten und gegossenen Teilen charakteristisch isf^. Das Kästchen stammt aus der Zeit des spätromanisch-frühgotischen Klosterneu baus, der mit dem Kreuzgang und der 1220 geweihten Marienkapelle begonnen und mit den Altarweihen der Klosterkirche 1282,1283 und 1298 vollendet wurde. Nur die Errichtung der Westtürme zog sich noch bis etwa 1350 hin. Der große Neuund Umbau ist wohl auch in Zusammenhang mit den gescheiterten Plänen Herzog Friedrichs des Streitbaren zu sehen, der hier ein Bistum errichten wollte. Als Baumeister sind Rugerus de Ripa (Riva am Gardasee) und Heinrich von Spital überliefert. Diese Stiftskirche ist unter der frühbarocken Verkleidung weitgehend erhalten geblieben. Der freigelegte Hauptchor, die beiden Langhausportale und vor allem das Läuthaus im südlichen Westturm geben einen Eindruck von der hohen Qualität der architektonischen Details''^. Die Plastik dieser Zeit ist nur noch durch die Wunderbare Muttergottes in der ehemaligen Stiftskirche von Garsten vertreten. 1565 versuchten „Ketzer", die Figur zu verbrennen, was offenbar der Grund für die tiefgreifenden späteren Überarbei tungen war. Erhalten blieb nur die Rückseite mit den beiden Stifterfiguren, die der Zeit um 1220/40 angehören.Vielleicht sind sie das Werk jenes Hartmannus lapicida (Steinmetz, Bildhauer), der unter Abt Ulrich (1233-39)für das Stift arbeitete''^. In Gleink und Garsten gingen die Kirchenschätze fast vollständig verloren, nur die aus Gleink stammende, hier ausgestellte Krümme gelangte bei der Aufhebung ins Stift St. Florian''®. Sie entstand-ebenso wie die sogenannte Wolfgang-Krümme in St. Wolfgang-in Limoges, und zwar um die Mitte des 13.Jahrhunderts. In Gleink selbst haben sich noch die beiden spätromanischen Türzieher der Klosterkirche erhalten, die einzigen in Österreich''^. Es handelt sich um Nachfolgewerke der um 1230 entstandenen Türzieher des Freiburger Münsters. Zu den bedeutendsten Großskulpturen der Zeit um 1300 gehört die Grabplatte Gunthers,des tödlich verunglückten Sohnes HerzogTassitos.Seine Gebeine wurden 1232 in die Marienkapelle des Stiftes Kremsmünster und von dort 1304 in medio Monasterii übertragen. Das Werk ist nicht zuletzt durch seinen angedeuteten szenischen Charakter (erlegter Keiler und Hund zu Füßen des Toten) außer gewöhnlich. Stilistisch besteht ein Zusammenhang zu einem im Keller des Westflügels des Stiftes eingemauerten Kopf®. Eines der Hauptwerke frühgotischer Glasmalerei, das sogenannte Laxenburger Fenster mit der Darstellung des auferstandenen und in den Himmel auffahrenden Christus sowie des Markgrafenpaars Leopold und Agnes,gelangte erst 1884 in die Stadtpfarrkirche von Steyr. Die Darstellungen hatten auch eine politische Funktion, indem sie dazu beitrugen, die Habsburger als Nachfolger der Babenberger zu legitimieren. Die ursprüngliche Herkunft der Scheiben ist zwischen den Stiften Lilienfeld und Klosterneuburg strittig, während eine Gruppe etwas jüngerer Glasfenster ziemlich sicher aus Lilienfeld stammö®. Spätromanischer Türzieher der Klosterkirche von Gleink, Kot. Nr. 3.1.1.2.

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