Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

284 Kunst und Kultur der Eisenwurzen In Bayern ist der etwasjüngere Codex Millenarius Minor entstanden,der teilweise von einem 836 bis 854 in Freising nachweisbaren Schreiber namens Cundpato stammt. Die Miniaturen mit Darstellungen der Evangelisten gehören allerdings erst einer Ergänzung des späten 9. Jahrhunderts an. Sie stammen wohl aus der Zeit Arnulfs von Kärnten, der Kremsmünster besonders förderte^. Das 10. Jahrhundert war eine dunkle Zeit. Es wird von Zerstörungen durch die Ungarn berichtet,die erst955 in der Schlacht aufdem Lechfeld geschlagen werden konnten. Kremsmünster verlor damals seine Selbständigkeit und wurde ein Eigenkloster des Bischofs von Passau. Um diese Zeit sind möglicherweise die beiden sogenannten Tassiloleuchter entstanden, deren Beurteilung freilich bis heute schwankt®. Sie werden erstmals in einem Inventar des Abtes Sigmar (1013-1040) erwähnt, unter dem das Kloster wieder einen Aufschwung nahm. Früher sah man in den Leuchtern Teile des Szepters FlerzogTassilos,das durch die Umformung in Altarleuchter dem Zugriff Kaiser Karls entzogen werden sollte. In letzter Zeit wurden sie hingegen meist in die Zeit Abt Sigmars datiert und nach Lothringen beziehungsweise zuletzt nach England lokalisiert. Ebenso unsicher wie die Entstehungszeit der Tassiloleuchter ist jene der sogenannten Rieder Kreuzigung,eines Flolzreliefs, das1925 in einem Flaus in Ried bei Kremsmünster gefunden und vom OÖ.Landesmuseum erworben wurdeC Es ist denkbar, daß es sich dabei um den Rest des romanischen Kreuzaltars der Stiftskirche handelt, der mit dem Lettner und dem Stiftergrab verbunden war®. Übereinstimmungen mit dem Kanonbild im Codex CC 28 der Kremsmünsterer Stiftsbibliothek® lassen zwar an eine Entstehungszeit um 1050/1100 denken,doch spricht die stilistische Verwandtschaft zu schwäbischen Werken eher für eine Datierung um 1150. Das Relief wäre dann als Zeugnis des Übergangs von der Junggorzer zur Cluniazenser Reform zu betrachten. Als Auftraggeber käme Abt Albert 1. in Frage,der auch Glasfenster anfertigen ließ''®. Die zarte Lyrik im Ausdruck und die fein differenzierte Ausarbeitung machen das Relief zu einem Flauptwerk romanischer Plastik. Im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts entstand für Gleink ein prachtvoll ausge stattetes Evangeliar,das sich heute in der Linzer Studienbibliothek befindet. Etwas jünger ist ein Missale,dessen gezeichnetes Kanonblattzu Füßen des Gekreuzigten wahrscheinlich Abt Adalbert von Kremsmünster und den späteren Gleinker bzw. Garstener Abt Markward zeigt. Dieses und ein weiteres,etwasspäter entstandenes Missaie belegen den hohen Rang der Buchmalerei in beiden Stiften''''. Daß hier auch äußerst qualitätvolle Wandmalereien geschaffen wurden,zeigt ein in Gleink entdecktes Fragment mit Maria unter dem Kreuz und einem im Maßstab größeren und offenbar auch später entstandenen Propheten''®. Im Stift Kremsmünster hat sich ein romanisches Scheibenkreuz (Flabellum) erhalten, das heute auf einem ursprünglich nicht zugehörigen Kreuzfuß steht. Es wurde wahrscheinlich erst 1671 bei einem Linzer Goldschmied erworben. Die durchbrochen gearbeiteten Reliefs zeigen Auferstehung und Flimmelfahrt Christi und darunter Szenen aus dem spätantiken Physiologus, die sich typologisch auf Christus beziehen. Die Christusszenen folgen älteren, teilweise frühchristlichen Vorbildern. Das um 1170/80 entstandene Kreuz, das wohl zur Osterzeit das Altarkreuz ersetzte, wird entweder nach Niedersachsen, England oder Salzburg

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