262 Politik und Alitag der Eisenwurzen Spätantike und des Mittelalters.So istzum Beispiel der exotische Vogel Strauß ein Eisensymbol; er steht schon 1291 im Siegel, um 1300 im Stadtwappen der mittel alterlichen steirischen Eisenhandelsstadt Leoben und strahlt von hier noch lange auch in die Familienheraldik des Einzugsbereichs des steirischen Erzberges aus. Man hielt den alles verschlingenden Vogelfür einen Eisenfresser,der dieses Metall verschlucken und verdauen könne. Dem ursprünglichen Mangel an Wissen über das tatsächliche Aussehen des Straußes wich man aus, indem man irgendeinen Vogel,der in der Bandbreite der bildlichen Darstellung von der Gans biszum Raben oder Adler reichen kann, mit den Eisenobjekten schlechthin, nämlich mit Hufeisen versah und sie ihm in Schnabel und Klaue drückte. Die spätere Emblematik tat noch ein übriges hinzu, um den Exoten mit weiteren Eigenschaften zu verquicken, die dann im Barock nicht mehr unbedingt im Symbolbereich des Montanwesens liegen müssen. Ins Abstrakte hin verschoben sind die Symbole, die seit alters her Objekte ihrer persönlichen Zugehörigkeit nach zuordnen, sei es, daß ein Steinmetz seine Signatur als ein graphisch einfaches Zeichen hinterläßt, sei es, daß zur Besitz fixierung und Herkunftsbezeichnung ein Gewerke ein freigewähltes Symbol zur Kennzeichnung von Besitz und Industrieerzeugnis wie ein Signet an Haus und Grenzstein, Geschäftspapier und Eisenware anbringt. Die Hammermarken der alten Industriebetriebe haben diese Art der Symbolik bis heute weitergegeben,wo sie als Firmensymbol(„Logo") heute lebendiger als je zuvor sind. Wollte man ein bezeichnendes montanistisches Kleidungsstück in seinem emblematischen Charakter nennen,so müßte man dies beim sogenannten Arsch leder tun, wenngleich es nicht unbedingt den Bergmann als solchen charakteri siert, denn „wäre es nur das Leder,dann wären alle Kälber Bergleut", wie ein alter humorvoller Spruch sagt. Ein wichtiges traditionelles Würdezeichen ist dagegen das Berghäckel,dem in den mitteldeutschen Montanzentren die Bergbarte in etwas anderer Form entspricht. Ursprünglich Werkzeug und Waffe, dann Würdezeichen von Steigern und Bergoffizieren, hat das Hackel mitseinem schwarzen Holzschaft und dem Beilchen in Gold, Silber oder Eisenschwarz schließlich alle Ränge im Bergbau erfaßt und diente deshalb auch wie die Montierung des Schachthutes als Rangabzeichen. Heute ist es nur mehr Paradedekorum von Berguniformierten, wird aber gerne als Ehrengabe an jubilierende Montanisten geschenkt. Haben wir bisher materielle Dinge und Bilder, Objekte der Sachkultur auf ihren montanistischen Symbolgehalt untersucht, so können wir auch bei Brauch und Sitte, Spruch und Gruß fündig werden, womit gleich auch ein ursprünglich bergmännisch belegter Begriff unserer heutigen Hochsprache verwendet werden kann, der beweist, daß zahlreiche Wörter der bergmännischen Fachsprache verdeckt noch heute allgemeines Sprachgut sind. Selbst das heute modisch gewordene „vor Ort"für „an Ort und Stelle" weist symbolisch auf die Arbeit unter Tag. Mit dem alten Bergmannsgruß Glückaufl ist vollends derWunsch ausgedrückt, der Knappe möge wieder sicher aus dem Schoß der Erde hinaufsteigen ins helle Licht der Sonne. Die einst gebräuchliche Antwort auf diesen noch heute lebendigen Gruß war „Gott geb's", worin das Gottvertrauen mitschwingt,das den Bergmann einst besonders auszeichnete und das in der Verehrung spezifischer
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