Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Politik und Alltag der Eisenwurzen 261 Artillerie bringen uns näher an die Welt des Bergmannes heran,dessen Leben,von vielfältigen Gefahren durchwirkt,in der Hand Gottes ruhen will, sich deshalb auch Schutzpatronen anvertraut und in der Vergangenheit kaum eines Heilszeichens entraten will. Wie sehr die gekreuzten Schlägel und Eisen ihren Funktionsgehalt einbüßen, erkennt man an den Prunkemblemen etwa der Bergparade im erzgebirgischen Freiberg,wo eine prunkvolle Silberschmiedearbeit dieses Charakters von 1534 von einem Knappen als Ehrenzeichen mitgetragen wird. Zum bloßen und starken Symbolzeichen geworden,können Schlägel und Eisen in Variationen differenzierte Bedeutungsinhalte widerspiegeln. Der Tod kehrt alles um,stellt alles aufden Kopf.Zum montanistischen Todeszeichen wird das Symbol deshalb gestürzt gezeigt,die Köpfe des Gezähes weisen nach unten,wie es schon die gesenkten Fackeln der antiken Todesgenien taten. Bahrtuch, Parte und Grabstein weisen diese Form. Hingegen mit einer Zange belegt, wird das Zeichen zum Erkennungsbild der Eisenhüttenleute. Selbst in der uns so fernen Mongolei kann durch ein Tertium ein neuer Inhalt geschaffen werden: Die Kohlenbergleute tragen dort zwei gekreuzte Keilhauen, die ein moderner Schrämmhammer durchkreuzt. Eine Trias bildet auch das Symbol der sächsischen Metallhüttenleute, wo Kratze, Krelle (ein Anstichspieß) und eine Ofengabel sich überkreuzend aufeinandergelegt sind. Die allgemeine Akzeptanz des alten Symbols wird wohl am schlagendsten aus der Tatsache erkennbar, daß heute das Kürzel für Werktag in Fahrplänen u. dgl. für jedermann verständlich Schlägel und Eisen ist. Das zuvor geschilderte hüttenmännische Erkennungszeichen ist eine neuere Erfindung. Traditionsgemäß war das aus der alchimistischen Tradition über nommene Eisenzeichen, das eigentlich den Kriegsgott Mars charakterisiert und deshalb in der zoologischen Nomenklatur das männliche Geschlecht kennzeichnet, auf vielerlei Weise verwendet worden. Es schmückt noch heute manches Hammer und Radwerksgebäude, die Grabsteine von Gewerken, die Schärpen von Fahnenträgern und die Fahnen von montanistischen Traditionsverbänden. Seit dem frühen 18. Jahrhundert wird aber auch im ostalpinen Raum das Zeichen der flammenden Granate geläufig,das bekanntlich noch heute auch das Korpszeichen der österreichischen Gendarmerie bildet. Eindeutig läßt sich dieses Symbol aus dem kriegerischen Umfeld der alten Armeen ableiten. So trugen bei der Bergparade vordem kaiserlichen Hof 1765 in Leoben die Eisenhüttenleute diese Granate. Die Hüttenleute, meist Männer großer Körperstärke, waren bei diesem militärisch organisierten Schaugepränge montanistischer Bedeutsamkeit am Flügel des Bergcorps als Grenadiere eingeteilt, die nach militärischem Vorbild der Zeit das eiserne Rückgrat der Truppe bildeten. Sie trugen zwar ihre Arbeitskleidung, den weißen Schmelzkittel und das Schurzfell, hatten aber am breitkrempigen Filzhut, dessen Krempe aufder einen Seite emporgeschlagen war, neben dem jeweiligen Radwerkssymbol auch „aufgeheftete Flammen". So kann man es noch heute bei den „Hochöflern"der historisierend gekleideten Eisenerzer Knappschaft bei festlichen Anlässen sehen. Bildzeichen, deren einst allgemein verständliche Bedeutung heute erst erklärt werden muß, stammen zum Teil aus naturgeschichtlichen Anschauungen der Gußeiserner Hut aus Turrach, Kat. Nr. 2.2.2.1.

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