Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

26o Politik und Alltag der Eisenwurzen Beispiele sind etwa auf dem Grabstein des Vordernberger Eisengewerken Wolf gang Schachner von 1499 mit einem abstufenden Bergmann, auf spätgotischen Glasmalereien der Pfarrkirchen von Schwaz und Villanders in Tirol gegeben. In voller Systematik kann man sie natürlich in den Miniaturen des Schwazer Berg buches(vor allem Codex UB Leoben von 1556)und in den relevanten Holzschnitten der „Zwölf Bücher vom Bergbau" des Georgius Agricola von 1556 erkennen. Die wahrscheinlich älteste montanistische Arbeitsdarstellung im Ostalpenraum, die sich im Wappen des obersteirischen Eisenmarktes Vordernberg findet, weist noch einen beidhändig mit einem großen Bergeisen abstufenden Bergmann aus, während die bekannte Glasmalerei um 1410/20 der Leobener Waasenkirche mit dem hl. Daniel diesen nur attributiv, nicht aber funktioneil mit einem Bergeisen ausstattet. Vom Attribut und von der Arbeitsdarstellung ist es nicht weitzum Wappenbild,zur heraldischen Umsetzung von Symbolik, die für Oberösterreich auch mit einem „redenden" Stiftswappen belegt werden kann,dem des Prämonstratenserstiftes Schlögl im Mühlviertel, dessen Schild unser Symbol aufweist.Zudem finden sich zahlreiche Ortswappen, besonders im österreichischen, bayerischen und erzgebirgischen Raum, die mit Schlägel und Eisen auf ihre Stellung im Montanwesen hinweisen. Seit dem 18. Jahrhundert hat sich außerdem bei den zahlreichen Nobilitierungen im Bereich des erbländischen Eisengewerkenmilieus die bilderreiche, redselige Heraldik dieser Spätepoche der Wappenkunst der graphischen Kurzform bedient oder auch Berg- und Hüttenleute in den Schild gesetzt. Heute sind wir gewohnt, als schlüssigstes Symbol Schlägel und Eisen gekreuzt abzubilden und zu erkennen. F. Kirnbauer meint dazu, daß dies das Ende der Arbeitsschicht angekündigt hätte, wenn der Bergmann seine Arbeit einstellte. Er habe dann das mit der linken Hand gehaltene Eisen auf der Sohle vor Ort so niedergelegt, daß die Spitze nach rechts außen wies. Darüber sei der Stiel des Schlägels über den des Bergeisens gelegt worden, woraus sich die charakte ristische Umrißform ergeben hätte. Dazu ist jedoch außer dieser funktionsbezogenen Form auch noch ein anderer,eher psychologisch fundierter, hinzuzufügen. Bekanntlich sind komplexe Bildgestalten fast immer aus mehreren Motiven zusam mengesetzt,denen eines immer auch als Leitmotiv anzugliedern ist. Schlägel und Eisen sind also kreuzweise gelegt. In dieser Position befinden sie sich auch,wenn der Knappe,sie in Händen haltend,diese vor der Brust über Kreuz legt. Dieser Gestus ist sicherlich ein seit urdenklichen Zeiten auch kultisch belegter. Die ägyptischen Pharaonen weisen ihn, mit den Paraphernalien ihrer Macht versehen, im lebendigen Bild in Relief, Malerei,selbst als Mumie noch auf. In verschiedenen Kulturen bedeutet er Gruß,Verehrung,auch Ergebung.Selbst das profane Gebäck der Brezel wiederholt in Gebildform diese Armhaltung. Kreuzförmige Gesten bannen böse Mächte: Kreuzförmig wird der Sarg beim Verlassen des Hauses über die Schwelle gehoben; drei Kreuze setzt man auf den Laib Brot, wird dieser angeschnitten, Kreuze haut der Holzfäller in den Baumstumpf,so daß der Teufel nicht mehr Platz nehmen kann.Was Wunder,daß gekreuzte Dinge Segensfunktion haben und ihre Wirkung verstärken,wie es im heraldischen Zeichen des Papsttums die gekreuzten Schlüssel Petri tun. Gekreuzte Kanonenrohre als Symbol der

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