Politik und Alltag der Eisenwurzen 247 „Mir San ja die lustigen ..." - oder was von den HammerscKmiedg'selln musikalisch verblieb von Maria Walcher In der Schule lernte ich -wie damals die meisten Kinder meiner Generation-das Lied von den lustigen Hammerschmiedgesellen, ohne zunächst recht zu wissen, was ein Hammerschmied ist, oder zu verstehen, was ihn so fröhlich macht. Angetan war ich von der einfachen Melodie und dem markanten Rhythmus,von der Möglichkeit,dazuzuklopfen,und von der Erfahrung,daß dieses Lied nahezu jeder mann bekannt war und überall gern gesungen wurde. Daß es sich dabei um ein Lied aus der sogenannten „Eisenwurzen" handelte, daß es vom Stolz der Hand werksburschen erzählt und den Takt der Eisenhämmer nachahmt, waren viel spätere Erkenntnisse. Mir sein ja die lustigen Hämmerschmiedgsölln Mir sein ja die lustigen Hämmerschmiedgsölln, Hämmerschmiedgsölln, Hämmerschmiedgsölln, könn'ma däblelbn, könn ma fortgehn, könn ma toan, wäs ma wölln, toan wäs ma wölln, wölln. Sein ma schwärz,sein ma weiß,ja wäs /: liegt denn da drän :/, so läng si a Hämmerschmied /: äbwäschn känn? :/ Drum Hämmerschmied, Hämmerschmied,/: hämmerts nur zua :/, und wenn ma gnuag g'hämmert habn,/: göb ma a Ruah.;/ Volkslied aus Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark (Mölln 1920). In: Komm,sing mit! Österreichisches Liederbuch, hg. von Anton Dawidowicz. Innsbruck 1962,S.91 Die lustigen „Hämmerschmiedgsölln" sind über die Verbreitung in den gängigen Schulliederbüchern zum musikalischen Ausweis einer ganzen Landschaft ge worden, Sinnbild und Ausdruck einer regionaien Kultur, die wesentlich von einer bestimmten Wirtschaftsstruktur geprägt war. Die Zunft der Hammerschmiede zeichnete sich nicht nur durch die notwendige körperliche Kraft aus; mit ihrem Bild verbinden sich auch Wohlhabenheit und die Freude am Essen,Trinken und Feiern, was nicht zuletzt auch in dem oben zitierten kleinen Liedchen zum Ausdruck kommt. Nun haben sich die ökonomischen Voraussetzungen dieser Region in unserem Jahrhundert entscheidend verändert, und eine der reichsten Landschaften verlor in kurzer Zeit die bislang wichtigste Existenzgrundlage. Wie sehr wirkt sich ein derartiger wirtschaftlicher Einbruch kulturell aus? Wie weit ist-in unserem Fall-die musikalische Überlieferung ein Spiegel solcher Entwicklungen? Um über die aktuelle Situation einigermaßen informiert zu sein, wurde im Februar 1996 eine For schungswoche im oberösterreichischen Ennstal veranstaltet.Acht Forscherinnen und
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