Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Politik und Alitag der Eisenwurzen 245 Alltag zwischen Hitze und Staub - Die Kalkbrenner von Steinbach am Ziehberg von Reinhold Krater Mitten im idyllischen Steinbachtal, unweit des Gasthauses „Krapfenmühle", ragt plötzlich aus einem hölzernen Stadel ein flaschenförmiger Schlot hervor. Im Inneren des Gebäudes, direkt beim Ofenstock, öffnet ein Mann mit gegerbtem Gesicht ein schweres gußeisernes Tor. Grelles Licht dringt aus der offenen Luke hervor, und die Hitze des lodernden Feuers treibt dem Mann den Schweiß ins Gesicht. Mit langen Stangen stochert er im Feuer herum, bis die weißglühenden Gesteinsbrocken aus dem Ofenloch herausfallen. Ätzender Kalkstaub wird dabei aufgewirbelt; er durchdringt das schützende Mundtuch des Mannes-für eine Zeit lang wird ihm jede Luft zum Atmen geraubt. jene Männer, die unter solch schwierigen Arbeitsbedingungen ihren kargen Lohn verdienen mußten, waren die Kalkbrenner von Steinbach/Ziehberg, jedes jähr, meist von April bis November, mit einer kurzen Unterbrechung während der Erntezeit, haben sie aus dem in der Nähe des Ofens gebrochenen Kalkstein Brannt kalk erzeugt. Anfangs in einem kleinen Feldofen, einem in den Hang gegrabenen Loch, das mit Kalkstein befüllt und von unten befeuert wurde; später im soge nannten Schachtofen, der im jähre 1926 errichtet wurde. Zu Spitzenzeiten konnten im Steinbacher Kalkofen bis zu 4000 kg Branntkalk pro Brenndurchgang erzeugt werden. Um diese Menge gewinnen zu können, mußte der Ofenschacht zu Beginn des Brennzyklus zunächst innen mit einem steinernen Gewölbe ausgelegt werden. In den Hohlraum dieses Gewölbes wurde schließlich Weichholz eingebracht, das man entzündete, um den Ofen in 2-3 Tagen auf Betriebstemperaturzu bringen,je nach Außentemperatur und Holzart waren dafür 25-30 Festmeter Holz notwendig. War der Ofen einmal „heiß", wie die Kalkbrenner sagten, wurde über die Einfüll öffnung im Schlot der gebrochene Kalkstein eingeworfen. Zuvor eingeworfene Stauden dämpften dabei den Fall der Steine, was Beschädigungen an der Schamotte vermied. Das Bringen der Steine zur Einfüllöffnung erfolgte zunächst mittels Ochsenwagen und Flaschenzug und ab den späten vierziger jähren mittels einer eigens vom Steinbruch zum Ofenschacht angelegten Materialseilbahn. Nun wurde weitere zwei Tage und Nächte mit Kohle geheizt, ehe der erste Brannt kalk aus dem Ofen entnommen werden konnte. Die Kalkbrenner achteten dabei besonders darauf,daß die Menge an entnommenem Branntkalk auch wieder durch dieselbe Menge an zugeführtem Kalkgestein ergänzt wurde.So konnte rund um die Uhr-jeweils im Rhythmus von4Stunden-der begehrte Branntkalk gezogen werden. Die Arbeit am Ofenschacht war aber nurTeil einer ganzen Fülle von kräfteraubenden und schweißtreibenden Tätigkeiten, die von den Kalkbrennern verrichtet wurden.

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