244 Politik und Alltag der Eisenwurzen Besuch des Bauern (2., v. t.) aufder alten Niglalm Sängerin, der Modistin oder dem Wäschermädl, die wie sie in einer gewissen Selbständigkeit und Unabhängigkeit lebten. Und auf der Alm erschienen fast ausschließlich Männer: die ersten Wanderer, Jäger, Holzknechte und Wilderer. Frauen, die sich alleine zwischen Männern, bei ihren Tieren, ihrer Arbeit, in den Bergen bewegten, wirkten in jener Zeit geradezu exotisch und verlockend. Die Freiheit der Sennerin machte sie zum Objekt begehrlicher Vorstellungen. Mit dem Tourismus jedoch wurde das Almleben familiär. Die „freie Frau" wurde zur Hüttenwirtin, besorgt um das Wohlergehen ihrer Gäste. Kühe, Milch und Butter gerieten immer weiter ins Abseits. Dafür eroberten richtige Betten, Bier und Schweinsbraten die Alm. Doch dann kamen die Gäste nicht mehr. Eszog sie weiter fort, nach Italien, nach Istrien, irgendwohin ans Meer. Da wurde es ruhig im Gebiet am Fuße der Bodenwies: keine Kühe, keine Sommerfrischler, keine Schwoagerinnen. Heute sind die Almhütten verfallen oder als Wochenendunterkünfte verpachtet,die Wiesen wachsen stetig zu. Nur die Niglbauern- und die Schüttbauernalm haben überlebt. Mit ihnen blieb eine leise Ahnung von der versunkenen Welt des Almlebens.
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