Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

242 Politik und Alltag der Elsenwurzen allgegenwärtig. Da hörte man ihr Hacken und Rufen, Bäume krachten geschlagen zu Boden,ein Lachen, ein Fluch, und hier und da schaute einer von ihnen in der Almhütte vorbei,abends auf einen Schwatz und einen Schnaps,der in Gegenwart der Schwoagerinnen noch einmalso gutschmeckte.Aufdiese rohen Burschen,die vielleicht nur über ihre Mutter ehrfürchtig dachten und alle anderen Frauen einteilten in die Schiachen für die Arbeit und die Feschen fürs Vergnügen,auf die mußten sich die Schwoagerinnen verlassen. Und das konnten sie auch. Freilich waren ihre Scherze derb,geboren aus der Härte ihrer Arbeit und der Kargheit ihres Lebens.Doch scheint eine Art Ehrenkodex in den Bergen geherrscht zu haben,die schutzlosen Frauen nicht der Überlegenheit ihrer männlichen Kräfte auszuliefern und den Spaß in Ernst zu verkehren. Es war auch kein Holzknecht gewesen, der diesen Kodex im Jahre 1924 verletzt hatte, als auf der Reiflingbauernalm Anna Kerschbaumsteiner ermordet wurde. Noch heute erinnert ein Lied an die junge Schwoagerin, die von einem Mann aus dem Salzburgischen erstochen wurde, weil sie ihm nicht geben wollte, was er begehrte. Dieser Mord hat das Vertrauen in die Harmlosigkeit des heimischen Almlebens erschüttert. Noch heute berichtet jede Schwoagerin davon,egal,ob sie das Opfer noch gekannt hat oder eine Generation jünger ist. Das Unglück der Anna Kerschbaumsteiner hat die anderen einen Instinkt entwickeln lassen, wann Vor sicht geboten war. Dann rief die Schwoagerin:„Vater,da is werl", wenn es abends an die Tür klopfte, oder sie schimpfte lauthals mit einem saumseligen Sepp oder Michi,sobald sich tagsüber ein Fremder,„der nixziagtund nixtragt",derAlm näherte. Doch es gab keinen Vater, keinen Sepp und keinen Michi auf der Alm. In den niederen Regionen der Voralpen warder Almbetrieb eine Frauensache.Ganz selten nur wurde einer Schwoagerin ein Mann als Halter mitgegeben.Das war dann ein alter Onkel,ein Verwachsener oder ein junger Bursche mit Flausen im Kopf,also ein Mann, der dem Hof unten nichts einbrachte und oben auf der Alm leichter Schönheitspßege aufderAlm. Die Niglbauerntöchter waren die letzten Schwoagerinnen aufderNigiaim.

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