Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Politik und Alltag der Eisenwurzen 241 sich niemals einsam oder verlassen aufder Alm. Nicht,daß die Schwoagerinnen sie mit menschlichen Wesen verwechselt hätten oder ihnen gar Namen wie Resl, Lotti oder Miazl gegeben hätten. Nein,früher hießen die Kühe Stern oder Blume, Fuchsl, Schwarze oder Semmel,und sie waren Tiere, die ihren eigenen Verstand und Willen halten. Das wußten die Schwoagerinnen. Die eine Kuh machte immer Umstände beim Melken oder Eintreiben in den „Pfahra",den Stall. Die andere war wieder ganz sanft, eine war bösartig und wild wie ein Stier, und wieder eine hegte eine Vorliebe für Brot,das sie sich vor der Almhütte ertrotzte. Doch alle freuten sich über eine gute Maulgab aus Kleie oder frischen Kräutern mit Salz. Beim rechten Umgang mit den Tieren kam der reiche Ertrag dann ganz von selbst. 20 Kilo Butter konnte die Schwoagerin jede Woche hinunteraufden Hoftragen. Und hatten ihre acht, neun Kühe genug Buchenlaub erwischt, war die Butter auch schön gelb. Hübsch verziert brachte die Schwoagerin die Butterstriezln ins Tal, dazu manches Mal einen Buttermilchtopfen für den Altbauern oder einen Magermilch topfen für die Bäuerin. Die Butter war der eigentliche Stolz der Schwoagerin und der Grund ihres Aufenthaltes auf der Alm. In schlechten Zeiten war die Butter oft das einzige Produkt eines Hofes, das die Bäuerin in klingende Münze umwandeln konnte.Oder sie stellte Rindsschmalz aus der Butter her,das sich den ganzen Winter über hielt und die Hofbewohner mit dem nötigen Fett versorgte. Käse wurde auf den Bodenwiesalmen nicht produziert. Dazu lagen sie zu nah bei den Höfen.Warum auf gereiften Käse warten,wenn die Schwoagerin bei ein oder zwei Stunden Wegzeit jede Woche frische Butter bringen konnte? Nur in der Viehtaler Hochalm und ganz früher in der Kogleralm wurde noch Schotten (fett armer Graukäse) aus der Magermilch gesotten. Nach dem Aussinken im Leintuch auf der Schottensteige wurde er in einem großen Kupferkessel am offenen Feuer gerührt und gerührt, bis er fein war wie Grieß, und hernach in einem Bottich mit Brunnenwasser eingesalzen und täglich durchgeknetet.Im Winter ließ sich daraus die vorzügliche Schottsuppe kochen, die Leib und Seele vor den Unbilden des Winters schützte. In der Regel war es der Donnerstag,an dem die Schwoagerin fesch angezogen mit ihrer Last ins Tal hinabstieg. Auf dem Hof, wo sie erwartet wurde, scherte der Donnerstag auch aus dem Alltag aus.Als brächte sie mit der Butter auch ein wenig Almluft ins Haus,durchbrach ihre Ankunft den täglichen Gang.Sie berichtete vom Zustand oben,die Bauersleute vom Geschehen unten. Beim Niglbauern wurden für den Besuch der Schwoagerin eigens„Fleomeletten"gebacken,auf die freuten sich die Niglbauernkinder eine Woche lang. Wenn die Neuigkeiten ausgetauscht waren wie auch die Butter auf der Kraxen gegen Brot, ein Stück Fleisch und ein paar Lebensmittel, zog die Schwoagerin wieder aufihre Alm,wo die Halterin sie bereits erwartete. Die Halterin war den Tag über allein gewesen-froh darüber,wenn sie eine strenge Schwoagerin hatte,oder ein wenig verzagt, wenn sie sich doch recht verlassen vorgekommen war. Doch beklemmend wurde das Gefühl, allein zu sein,für die beiden Frauen nur am Samstag,in jener hörbaren Stille, die das Herz langsamer schlagen und den Blick mehr als nötig schweifen läßt. Denn dann waren ihre menschlichen Verbündeten in der Abgeschiedenheit der Berge fort: die Holzknechte.Sie waren für den Sonn tag ins Tal heimgekehrtzu ihren Familien. Unter der Woche waren die Holzknechte Die Schwoagerin aufder Niglalm mitihrem Nutscherl

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