Politik und Alltag der Eisenwurzen 235 Bauernmädchen nichts; eine gamslederne [1] Hose muß er haben. Denn einen Burschen, der sich vor den Jägern fürchtet und sich nicht traut, ein Gamserl zu schießen, den mag ein Dirndl nicht. Ein solcher Bursch bekommt höchstens ein Mädchen,das die Wilddiebe nicht mögen." Der Wildschütz konnte also mit der Bewunderung der Mädchen rechnen,aber auch mit deren Unterstützung. Darauf weisen die Lieder hin, in denen vor allem die Sennerin hochgelobt wird, schließlich konnte sie dem Wildschütz einen Standort, aiso ihre Almhütte, anbieten. Bei der Sennerin fand der Wildschütz nicht nur ein bequemes und manchmal lustvolles Nachtlager, sondern auch Schutz vor den heranrückenden Jägern. Die Sennerin war somit die typische Vertraute des Wildschützen. Seinen Niederschlag findet dies in einigen klassischen Wilderer liedern. So in einem mit„Aufm Gamsberg" überschriebenen Lied: „I war vom Schiaßn schwarz, die Hand warn voll von Bluat; Und nimmt mia 's Gamserl weg: sie[die SennerinJ hat mi schier nit kennt ,1 hab a guats Vasteck, als grad am Huat... derfst di nit sorgn, mei Bua [ij. Und führt mi bei da Hand ... bis morgen fruah'[iJ ..." Die Sennerin konnte sich an der Liebe des kühnen Wildschützen erfreuen, wie es in diesem Lied heißt: „A schöne Senn'rin liabn Und kloani Kugerl giaßn, statt oana Wirtshausdirn - kloani Gamserl schiaßn, hat da Pfarra g'sagt-, kloani Dirndl liabn - dös derf ma toan. ma muaß alls probiern ..." Die Liebe wird erotisch mit dem Gießen von Kugeln und dem Schießen von Gemsen verbunden. Der Wildschütz wird so zum begehrten Liebhaber, der sich auf die Kunst des Schießens versteht.Aber auch in folgendem Vierzeiler wird die erotische Verknüpfung von Wildererstutzen, der zerlegbar, also „aufschraubbar" ist, und „Dirndl" gepriesen: „Was hat denn a Wildschütz? A Wildschütz hat nix wia[außerja schwarzaugats Dirndl und an A[b]schraubabüchs." Der Wildschütz konnte sogar damit rechnen, von seinem „Dirndl" aus dem Arrest geholt zu werden, wie es in einem Vierzeiler aus der Zeit um 1840 heißt: „Z'Garsten in Eisen, z'Spital in Arrest, und jetzt hat mi mei schwarzaugats Dirndl ausgibst." Scherze über den )äger - Der ehrenhafte Wilderer Es gehörtzur alten bäuerlichen Kultur im Gebirge,daß in früheren Zeiten,in Zeiten der Armut,die jungen Wildschützen sich über die Jäger als ihre natürlichen Feinde lustig machten.Wenn man sich in den Wirtshäusern traf,flogen Scherzworte, und es wurden Lieder oder Vierzeiler gedichtet,die gegen die Jäger gerichtet waren. Ein
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