Politik und Alltag der Eisenwurzen 215 Großbetrieben zu steigender Unruhe. Immer wieder war Mangelernährung die Ursache für Arbeitsniederlegungen in der Steyrer Waffenfabrik, wie bereits im Oktober 1916 anläßlich des „Brotstreiks"; dies, obwohl die Beschäftigten der kriegswichtigen Werke vorrangig mit Lebensmitteln versorgt wurden. Auch der Auslöser für den „Beuschlstreik" im Mai 1917 war Unzufriedenheit mit der unzureichenden Ernährung. Im konkreten Fall gingen die Arbeiter auf die Straße, weil in der Werkskantine auf einmal Dörrobst anstatt des gewohnten Beuschls ausgegeben wurde. Die kriegsbedingte Inflation entwertete zudem die Löhne,für die man ohnehin immer weniger zu kaufen bekam. Auf einer Massenversammlung der Waffenarbeiter in Letten forderten diese eine Lohnerhöhung um nicht weniger als 40%. Im Herbst 1918 war die Donaumonarchie auch militärisch am Ende, nachdem ihre Armee im Juni an der Piave gegen Italien noch einen letzten verzweifelten Versuch unternommen hatte,dem Krieg eine für sie positive Wendungzu geben. Nach dem Abschluß des Waffenstillstandes am 11. November versuchten Tausende Soldaten möglichst schnell von der Front in ihre Heimat zurückzukehren, zumal sich die Habsburgermonarchie in eine ganze Reihe von Nationalstaaten aufzulösen begann. Diezumeistin der Landwirtschafteingesetzten Kriegsgefangenen verließen die Eisen wurzen. Die meisten oberösterreichischen Regimenter wurden noch geschlossen in ihre Heimatgarnisonen zurückgeführt und erst dort aufgelöst. Abenteuerlicher war oft die Rückkehr von Soldaten,die am östlichen Kriegsschauplatz in Gefangenschaft gekommen waren,denn sie gerieten in die Wirren der russischen Revolution;so wie jener Mann aus Klaus,den es nach Sibirien verschlug und der dann über China die Heimreise antreten mußte. Nach Kriegsende war die politische Situation äußerst labil. Immer wieder kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern, der Exekutive und Mitgliedern der neu gebildeten Volkswehr. Nach sowjetischem Vorbild entstanden i RobertAngerhofer, Toter Krieger, Kat. Nr. 3.2.1.1.
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