Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

Politik und Alltag der Eisenwurzen 213 |ahre der Kriege - )ahre der Krisen. Die Eisenwurzen zwischen 1900 und 1945 von Oskar Dohle Um die Jahrhundertwende gehörte die Eisenwurzen, abgesehen vom Einzugs bereich des industriellen Zentrums Steyr und den landwirtschaftlich hochent wickelten Landstrichen im Alpenvorland, zu den wirtschaftlich schwachen Regionen auf dem Gebiet des heutigen Österreich. Die traditionsreichen alten eisenverarbeitenden Betriebe,wie Sensenschmieden,boten nicht mehr genügend Arbeitsplätze. Viele junge Menschen verliet5en daher ihre Heimat und versuchten in Fabriken, beispielsweise in der Waffenindustrie,Fuß zu fassen. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg brachte der sich langsam entwickelnde Fremdenverkehr neue Erwerbsmöglichkeiten, gerade für jene Orte, die an den Bahnlinien gelegen waren. Bald nach Kriegsausbruch rollten lange Züge mit Verwundeten durch die Eisen wurzen, und die ersten Nachrichten von Gefallenen erreichten auch die entlegensten Ortschaften. Im Kindergarten von Windischgarsten entstand bald nach Kriegsbeginn ein Lazarett, und das damals bestehende gemeindeeigene Krankenhaus mußte ebenfalls verwundete Soldaten aufnehmen. Als es 1914 Herbst wurde, verging allmählich die Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende. Die Menschen mußten lernen, mit dem Krieg zu leben, der, je länger er dauerte,den Alltag zunehmend bestimmte. Da bald die meisten arbeitsfähigen Männer im Krieg waren, mußten Frauen in immer mehr Bereichen die Aufgaben der Eingerückten übernehmen. In der Landwirtschaft wurde die Belastung der Bäuerinnen durch den Umstand weiter erhöht, daß die Mehrzahl der Pferde ans Militär abzuliefern war. Vor allem nach dem Kriegseintritt Italiens im Mai 1915 wurde der Männermangel besonders fühlbar, denn viele Landsturmpflichtige, die einst bei ihrer Musterung für untauglich erklärt wurden, mußten nun trotzdem an die Front. Die Armee brauchte die letzten Reserven, denn die Verluste in den großen Schlachten zuerst im Osten und später vor allem am Isonzo gegen Italien waren enorm. In Klaus gab es im dritten Kriegsjahr bereits so wenige erwachsene Männer, daß die Ortsmusik ab 1916 ihre Tätigkeit vollständig einstellen mußtees standen einfach nicht mehr genügend Musiker zur Verfügung. Obwohl in den ländlichen Gebieten die Versorgung anfangs noch besser funktionierte als in den Städten, traten auch dort im Frühjahr 1915 die ersten Engpässe auf. Die Vorräte an Lebensmitteln, hier vor allem an Mehl und Getreide, wurden genau verzeichnet, um eine möglichst lückenlose Ablieferung durch die Bauern zu gewährleisten. Bald schon reichten diese Maßnahmen nicht mehr aus. So mußten in der Gemeinde Klaus bereits am 1. April 1915 Brot- und Mehlkarten eingeführt werden.In Vorderstoder wurden die Mühlen versiegelt, und Mehl wurde nur noch im Sitzungszimmer des Gemeindehauses verkauft. Postkarte:„Zeichnet die Sechste Kriegs anleihe"

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