Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

210 Politik und Alltag der Eisenwurzen die sich schon seit 1929 der Führung Hitlers unterstellt hatte. Habicht war der Vertrauensmann von Adolf Hitler und neben seiner Funktion in Österreich seit 1931 Mitglied des Berliner Reichstages. Er zählte, was man immer deutlicher erkannte, zu den wesentlichen „Totengräbern" Österreichs. Nachdem er 1934im Zusammen hang mit der Ermordung von Bundeskanzler Dr. Dollfuß kurzfristig das Vertrauen Hitlers verloren hatte, wurde er Unterstaatssekretär im deutschen Auswärtigen Amt. Er spielte noch in den innerdeutschen Auseinandersetzungen zwischen Ribbentrop,Rosenberg und Goebbels bezüglich des Norwegers Quisling eine nicht unwichtige Rolle-nach Öberösterreich hatte er, wie die anderen Ex-Gauleiter von Öberösterreich, nicht mehr zurückkehren dürfen. In Linz also spielte Habicht zwischen 1932 und 1934 eine mehr als zwiespältige Rolle, die zwischen legalen Verhandlungen (vor allem mit der Heimwehr) und illegalen Aktionen alles einschloß.Starhemberg schilderte in seinen Memoiren die Verhandlungen, die die Nationalsozialisten mit der Heimwehr wegen einer „Weg gemeinschaft" führten, und charakterisierte Habicht folgendermaßen: „(...) ein embryoartiges Wesen, schmächtig, ein unverhältnismäßiger Kopf mit großer Hornbrille, der das verkörpert, was die nationalsozialistische Theorie als Minderrasse zu bekämpfen suchte." Schließlich Starhemberg: „Und so ekelhaft auch die verbrecherische Figur des Terroristen- und Mörderführers Theo Habicht erscheinen mag,so nützlich für die österreichischen Interessen war es,daß dieser ehemalige Auslagendekorateur und kommunistische Agitator in sehr kritischer Zeit die Führung der österreichischen Nazis in Händen hatte." All das geschah,als Hitler in Deutschland am Sprung zur Macht war bzw.diese mit der Ernennung zum Reichskanzler erreicht hatte. Damit war Hitler nicht mehr nur Führer einer Partei, was die Situation der österreichischen Bundesregierung ungemein erschwerte. Hitler führte jetzt einen innerösterreichischen Kampf mit seiner NSDAP,die bei den Landtagswahlen 1931den Untertitel „Hitler-Partei"trug; daneben aber führte er einen sehr empfindlichen Wirtschaftskrieg durch die Tausend-Mark-Sperre, mit der er Österreich in die Knie zwingen wollte. Österreich führte inzwischen Hausdurchsuchungen in den „Braunen Häusern", den Parteizentralen der NSDAP,durch.60 dieser Häuser wurden in ganz Österreich geschlossen. Die öberösterreich-Führer der Nationalsozialisten, Landesleiter Alfred Proksch, Gauleiter Andreas Bolek und der einstige Gauleiter Gustav Nohel, flüchteten nach Deutschland, Reichsinspektor Habicht wurde verhaftet, als die NSDAP am 19. 6. 1933 durch die Bundesregierung verboten wurde. Die Nationalsozialisten hatten nach der Machtübernahme Hitlers rasch geschaltet und Habicht mit einem Diplomatenpaß versehen;doch war er,obwohl er jetzt plötzlich zum Presseattache der deutschen Gesandtschaft in Wien vorgesehen war, von Österreich nicht akzeptiert und sein Diplomatenpaß nicht anerkannt worden. So mußte derVertrauensmann Hitlers Österreich wenig ehrenhaft verlassen. Er baute sofort anschließend von München aus und mit dem Münchner Sender einen massiven Propagandakrieg gegen Österreich auf,während die von Österreich nach Bayern geflüchteten Nationalsozialisten in der „Österreichischen Legion" zusammengefaßt und militärisch ausgebildet wurden. Dieser halbe Kriegszustand zwischen Deutschland und Österreich eskalierte, als durch eine Aktion der illegalen SS und SA in Wien der Ballhausplatz, also der Sitz

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