Politik und Alltag der Eisenwurzen 209 dem Tod Hausers Landeshauptmann von Oberösterreich geworden war. Nun wurde Schlegel, der fast lautlos rasch diesen Pfrimer-Putsch in Oberösterreich nieder geschlagen hatte, praktisch von allen Seiten angegriffen:von den Großdeutschen, dieschon am Sprungwaren,zuden Nationalsozialisten überzugehen(das beweisen vor allem die Landtagswahlen des Jahres 1932 in Salzburg, Niederösterreich und Wien mit tiefen Einbrüchen der Nationalsozialisten). Angriffe starteten aber auch -eher unverständlich-die oberösterreichischen Sozialdemokraten,vor allem weil sie an der Niederschlagung des Putsches nicht beteiligt waren. Es begann hier in Oberösterreich jene labile politische Situation, die dann 1934 eher unerwartet zwischen Schutzbund und staatlicher Exekutive zur Eskalation führte. Man hatte vielmehr eine Auseinandersetzung zwischen Sozialisten und Nationalsozialisten erwartet. Im übrigen gehörte zur Zeit des Pfrimer-Putsches der Kreis Kirchdorf nicht zur oberösterreichischen Heimwehrführung, sondern war der Heimwehr der Steier mark unterstellt und hatte Weisungen ausschließlich von der Steiermark erhalten, die schon wenig später eine durchaus nationalsozialistische Organisation war. Lediglich Schornstein und Grünburg unterstanden damals der oberöster reichischen Heimwehr. Ein Ennser, Major Friedrich Mager, war Mitbegründer der oberösterreichischen Heimwehr und zwischen 1921 und 1933 ihr Landesstabsleiter. Linter Starhemberg wurde der einstige subalterne Offizier sogar Bundesstabsleiter-Stellvertreter. Der Starhemberg treu Ergebene wurde Mitglied des Staatsrates bis zu seinem Tod 1937. Nach dem Pfrimer-Putsch kam es zu einem leichten Aufschwung der Heim wehr, der allerdings nicht von langer Dauer war. Ab 1932 sank dann das Interesse an der Heimwehr rapid;ein Teil schloß sich der Hitler-Partei an,und 1933traten 23 oberösterreichische Ortsgruppenführer der Heimwehr der NSDAP bei. Auch die Großdeutschen verloren trotz oder wegen ihres Bündnisses mit der NSDAP an Anhang. All dies aber läßt sich in Oberösterreich statistisch nicht mehr erfassen. Nazi-Putsch in Oberösterreich im Schatten des Dollfuß-Todes Nach der politischen Auseinandersetzung zwischen staatlicher Exekutive und dem Republikanischen Schutzbund, bei dem Steyr ein gewichtiger Nebenkriegsschau platz war,rückte das Traunviertel im selben Jahr 1934 nochmals in den Mittelpunkt politischer und militärischer Konflikte. Gefährlichster Schauplatz der Auseinander setzungen mit den Nationalsozialisten nach der Ermordung von Bundeskanzler Dr. Dollfuß im oberösterreichischen Raum war wohl das obere Mühlviertel. Dies vor allem wegen des hier erstmals vorexerzierten Einsatzes der „Österreichischen Legion" aus dem bayerischen Raum. Trotzdem bedeuteten die Kämpfe um den Pyhrnpaß den Schwerpunkt der Auseinandersetzungen, vor allem angesichts der schweren Verluste. Was war in Oberösterreich und in Österreich geschehen? Hitler hatte, müde der Querelen seiner NSDAP in Österreich, den Reichsdeutschen Theo Habicht 1932 zum Landesinspektor der NSDAP für Österreich mit dem Sitz in Linz ernannt. Linz war somit zum Brückenkopf und zum Sitz der österreichischen Partei geworden. M IM GEISTE NDREAS UOPERä; Illegale Propaganda der NSDAP, Kat. Nr. 3.2.3.3.
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