206 Politik und Alltag der Eisenwurzen Drei Landtagswahlen in der Zwischenkriegszeit FÜR DEM BONZEN WS AUTO FÜR DEN ARBEIIEE DER DRECK OfillLMBlOU« Wahlwerbung des Heimatblocks, Kat. Nr. 3.2.2.11. Brachte die erste Wahl von 1919 eine Momentaufnahme der poiitischen Situation zu Beginn der Republik, so war die Landtagswahl von 1925 angesichts der „Gemeinsamen Liste" von Christlichsozialen und Großdeutschen wenig aussage kräftig;es sei denn,daß man die Anfänge der neuen Hitler-Partei verfolgen wollte. Die Landtagswahl von 1931 wurde dann ein Spiegelbild der völlig zersplitterten nationaien Gruppen, der Heimat- und Heimatschutz-Parteien. Es waren übrigens die letzten Wahlen vor der Installierung des Ständestaates 1934 und vor dem „Anschluß" von 1938. Im Bereich des Wahlkreises Traunviertel zeigte der Politische Bezirk Kirchdorf a. d. Krems von 17.542 gültigen Stimmen fast 13.000 der Großparteien (7572 Christlichsoziaie und 5383 Sozialdemokraten),daneben der Wirtschaftsblock(Groß deutsche und Landbund)2674,der Heimatblock 619, Nationalsozialisten 1098 und schließlich Kommunisten 195. Im Poiitischen Bezirk Steyr/Stadt verfügten die beiden Großparteien über rund 10.000 Stimmen (Christlichsoziale 2915, Sozialdemokraten 7297), die Gemein schaftsliste von Großdeutschen und Landbund erreichte 564Stimmen,der Heimat block mit 522 Stimmen fast gleich viel; die Nationalsozialisten erreichten mit 609 Stimmen fast so viel wie die Kommunisten,die auf686 Stimmen kamen. Wir dürfen nicht vergessen,das war schon die Zeit der hochkommenden Arbeits losigkeit, die allerdings noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte. Bezeichnend beim Steyrer Ergebnis war die Tatsache, daß Großdeutsche, Landbund und Heimatbiock keineswegs in allen Sprengein von Steyr vertreten waren,wohl aber die Nationalsozialisten. Aufdem Land fielen allerdings ihre sehr ungleichmäßigen Erfolge auf. Bei den Nationalratswahlen von 1930 erhielten die Nationalsozialisten im Traun viertel-immerhin der zweitstärkste Wahlkreis-einen Anteil von 2,63%.Sie waren aber damit schwächer als Großdeutsche und Heimatblock. Bei den 5 Monate später folgenden Landtagswahlen erreichten sie wohl einen geringfügig höheren Anteil, nämlich 3,4%, waren aber noch immer schwächer als die beiden anderen Gruppen. Die Sozialdemokraten hatten 1930 nicht schlecht abgeschnitten. Die Christlichsozialen aber triumphierten, da die beiden extremistischen Parteien (National sozialisten und Kommunisten) kein einziges Mandat im Landtag erzielt hatten; ähnlich auch der „Heimatblock"-und das im Heimatland Starhembergs. Da die NSDAP bei keiner der Landtagswahlen der Zwischenkriegszeit auch nur ein Mandat erreichte, müssen die Nationalratswahl von 1930 und auch die Gemeinde ratswahlen zu Vergleichen herangezogen werden. So wurde die Ortsgruppe Windischgarsten der NSDAP als eine der ersten Oberösterreichs 1920 errichtet. Bei den Gemeinderatswahlen von 1929 kandidierte die NSDAP fast überall-nur nicht in Windischgarsten, wo sie „Organisationsschwierigkeiten" hatte. Bei den Gemeinderatswahlen von 1923 erhielt die NSDAP in Steyr 509 Stimmen und - ähnlich wie die Kommunisten - ein Mandat. Daneben aber erhielten die Sozial demokraten 21 und die gemeinsame Liste von Christlichsozialen und Groß deutschen 12 Mandate. Und als die Nationalsozialisten 1929 in fast allen
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