Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

202 Politik und Alltag der Eisenwurzen Heimatschutzvereinen in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Dachverband abgehaltenen Bundestagungen etwa wurden mit Selbstverständlichkeit vom Bundespräsidenten eröffnet und hatten - wie die in Steyr 1924 abgehaltene - einen weit über die ihnen ursprünglich zugedachte Funktion als Informations- und Diskussionsbühne für Funktionärs- und Vereinskreise hinausgehenden,quasi halb offiziellen Charakter. Durch die Anwesenheit hochrangiger Politiker und durch das breite Medienecho nicht nur in der Lokalpresse manifestiert sich in den Heimatschutz-Veranstal tungen der Beitrag, den diese Bewegung für die Kanonisierung eines kulturellen Erbes geleistet hat-und damitfür die Kreation der diversen „NationaT-ideologien, die, dem jeweiligen Gang des Zeitgeistes folgend, hierzulande recht variabel waren: „Deutsch" grundiert im „Rest-Österreich" nach dem Ersten Weltkrieg, forciert „vaterländisch" während des Ständestaates,„ostmärkisch" im National sozialismus, (mit Verspätung) „österreichisch" nach 1945. Allen angedeuteten politischen Konstellationen konnte der Heimatschutz affirmativ zur Seite stehenwie ja auch etwa die Tätigkeit des Steyrer Heimatschutzvereins von politischen Zäsuren nicht wesentlich eingeschränkt wurde, ob als „Verein ,Heimatpflege' in Steyr"(ab 1933 bzw.1946)oder als „Deutscher Heimatbund,Gruppe Stadt Steyr" (1939-1945) firmierend. Indem er dem allem ,Heimatbewegten' immanenten agrarromantischen Zug ins kleinräumlich Überschaubare gefolgt ist, hat er die anheimelnde Welt dörflich-kleinstädtischen Lebens als von den Deformationen des Industriezeitalters verschont, als kulturell homogen und quasi „natürlich" imaginiert. Und er hat daraus einen Katalog des Schützenswerten aufgelistet und mitgeholfen.Versatzstücke des„Traditionellen"zu „heimatlichem Menschenwerk" und zu „heimatlicher Natur"-so die damalige Diktion -festzuschreiben Qohler, Nikitsch,Tschofen). Hoffmann-Axthelm hat „Heimat" als ein „Thema für Zeiten forcierter Moderni sierung" bezeichnet, das entspricht dem historischen Befund. Zugleich hat er es ein „vordemokratisches" und ein „nordeuropäisches" Thema genannt. Das soll auch für die Gegenwart zu denken geben. Wenn „heimatlich" tatsächlich nur im deutschen Sprachraum jene Konnotation von Verwurzelung, von „Innigkeit" hat (Bausinger 1984),so seien wir erinnert,daß jeder „tiefe, heilige" Ernst nurzu bereit ist, „in einen tierischen überzugehen"(Adorno), daß jede „Suche nach Heimat" gern von fundamentalistischen Tönen begleitet ist und oft der Verlockung nicht widerstehen kann, „den Spannungen einer ,verwalteten Welt' unangemessen auszuweichen" und so ebenjenen „großen,totalitär zurückschlagenden zivilisato rischen Zwängen"(Lipp)zu verfallen, vor denen sie floh. Briefkopfdes Vereins„Heimatpflege"in Steyr VEREIN HEIMATPFLEGE

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