Politik und Alltag der Eisenwurzen 199 deutschnationaler, christlichsozialer und liberaler Provenienz - die Vorstellung einer einheitlichen weltanschaulichen Ausrichtung der frühen Heimatschutz bewegung und wirft ein Licht auf die idealistische Unverbindlichkeit ihres Gedankengutes, das parteiliche Grenzen, wenigstens innerhalb eines gewissen politischen Rahmens,zu überschreiten erlaubte. Aufden ersten Blick wirken die Anliegen ja durchaus ideologisch neutral.„Heimat schutzarbeit" bestand für die Steyrer Protagonisten zunächst, recht unbestimmt, schlicht in der „Hebung des Sinnes und Verständnisses für das Schöne in Kunst und Handwerk in allen Kreisen der Bevölkerung". Ihr Vereinsstatut legte das Gewicht auf den „Schutz des Stadtbildes vor jeder Art von Entstellung [...] durch Pflege der überlieferten heimatlichen Bauweise,durch Schutz eigenartiger Bauten und Werke, durch Förderung einer mit dem Gesamtbild im Einklang stehenden Bauentwicklung, durch Schutz der Naturdenkmäler jeder Art (Baumbestände)". Angemerkt zu werden verdient, daß diesem Programm auch ein durchaus pragmatischer Zug eignete: Wenn etwa auf der Rückseite jener Kartenmappe mit Steyrer Veduten, die „den Teilnehmern der Gemeinsamen Tagung für Denkmal pflege und Heimatschutz in Salzburg 1911 von der Vereinigung Heimatschutz in Steyr" als Festgabe gewidmet ist, das „oberösterreichische Rothenburg" mit allen touristischen Vorzügen angepriesen wird, entspricht das einem in der „Steyrer Zeitung"(2.4.1911)abgedruckten Aufruf, in dem der Verein sich „die Erhaltung der baulichen und landschaftlichen Schönheiten unserer Stadt und deren Umgebung und dadurch die Hebung des Fremdenverkehrs in Steyr zur Aufgabe stellt". Die Geschichte des Steyrer Heimatschutzvereines muß hier nicht im Detail verfolgt werden. Sie ist von der Gründung bis 1939 - sicher seine aktivste Zeit - von Manfred Brandl regestenhaft und ausführlich dokumentiert worden; und ein Blick in das Protokollbuch und die übrigen Vereinsarchivalien, bis 1981 zur Verfügung stehend,zeigt,daß sich die Aktivitäten der Steyrer Heimatschützer in den späteren Zeitabschnitten kaum geändert haben. Die Agenden des Vereins bestanden vor allem in einer mit seiner Konstituierung einsetzenden „Bauberatung" im Sinne einer frühen Denkmalpflege. Diese war programmatischer Schwerpunkt des österreichischen Heimatschutzes insgesamt, anfangs in Zusammenarbeit mit der „k.k.Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale"(dem späteren Bundesdenkmalamt),die dem 1912 gegründeten „Verband österreichischer Heimatschutzvereine" durch die Einrichtung eines ehrenamtlich geführten Referates für Heimatschutz, vom federführenden Funktionär des Heimatschutzverbandes geleitet, organisa torisch und personell eng verbunden war. In Steyr stand man allerdings mit der offiziellen Denkmalpflege nicht immer auf bestem Fuß; die zahlreich im Vereinsarchiv erhaltenen Schreiben des oberöster reichischen Landeskonservators an den Obmann dokumentieren ein recht gespanntes Verhältnis.Zudem hatte man sich im Übereifer zuweilen nicht nur den Unmut des Kompetenzüberschreitung witternden Magistrats zugezogen,sondern mit manchen Einsprüchen gegen Bauvorhaben auch Teile der Stadtöffentlichkeit verstimmt, die es etwa 1916 angesichts „hier herrschender fürchterlicher Wohnungsnot" befremdete, „daß irgendeine Art künstlerischer Obervormund schaft(an neuen Plänen)vorauseilende Kritik üben zu müssen vermeinte"(so die (Siicr r7od?tt)ol?lcjcborcnl pan ^cr Übprjfii^uitn, btig « eine pflid;! oller, bie Mc iieimot inib iljrc (£iacnort lieben, fein niii^ für bie lErlioltiinsj berfelben eiitjutcclen, fabelt bie Unler^ciijiteteii befd?lojfeii, eine 3niüM^lcfe l^ereiiHijuino; ju «rfliiöeii, bie jldj öen ber boulidjen unb lanbfdjiifdiilK'ii »^3nl|eitcn, bie pflege bee flbcrliefcrten lanblubcii imb büraerlidien yaiiu'eife, bie UiHetflü^nng aßer jener mit Pflnlllcrifdjem itale, bie Heu- aber UmlmiUen auf' fOljren nicßen, bie föiitllerildfer, perfpreibenber Caienle, fiir^ bie ßebiing bes simies unb IX'rfiilnbiiijfe? ffir bas s-cbSne in Kuiifl nnb ßanbiuerf in oiicn Kreifen ber SeDblfernng jiirn gielc feijt. JUIe fallen iiii biefer fdjönen Mufijabe mitarbeiten nad? tiijl unb Derflflnbnis; «nb um einmal eine Sammlung ber Kräfte jii beu'erfjMigen, laben bie Hntcrieidjneten €ner L^odiiBcSnacbaren unb 3'?" iMÄ Einladung der Vereinigung „Heimatschutz" in Steyr
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