Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

196 Politik und Alltag der Eisenwurzen Starhemberg,den Verteidiger von Wien.Der Südtiroler Maler Hubert Lanzinger,der Hitler 1934 als reitenden Bannerträger deutscher Kultur in voller ritterlicher Rüstung abbildete-ein Bild, das unter den Titeln „Der Schirmherr der deutschen Kunst" oder „Der Bannerträger" als angeblich am häufigsten reproduziertes Kunstwerk des Deutschen Reiches bekannt geworden ist -, hat damit einen „Prototyp ungewollter Karikatur" geschaffen.® Als Ritter mit Schwert und Schild war Hitler auch in einer der Kartuschen über den Nebentüren der Reichskanzlei dargestellt: Ritter, Tod und Teufel ... Werbeplakatfür den Marshallplan, Kat. Nr. 3.2.4.8.1. „Gold gab ich für Eisen" „Gold gab ich für Eisen" war die Parole einer in der patriotischen Begeisterung der Napoleonischen Kriege erstmals geprägten und im Ersten Weltkrieg von der Kriegshilfsaktion des Kriegshilfsbüros des k.k. Ministeriums des Inneren wieder aufgegriffenen Bewegung, den Goldschmuck im Dienste der Kriegsfinanzierung gegen eisernen zu tauschen.Viktor Leon hatte 1914zur Musik von Emerich Kaiman eine Kriegsoperette „Gold gab ich für Eisen" getextet. Man verfertigte aus Hufeisen Kriegsglücksringe mit dem eingravierten Motto.® Bis Ende 1915 waren 700.000 Eheringe oder sonstiger Schmuck gegen den „vaterländischen Ehrenring aus Eisen"getauscht. Nicht sehr viel in einem Staat mit fast 52 Millionen Einwohnern. Dennoch blieb die Erinnerung markant im Gedächtnis. Die Begeisterung erlahmte bald. 1917 war nichts mehr da, was nicht dringend gebraucht oder nur mit unheimlichem Grimm hergegeben worden wäre. Not bricht nun einmal auch Eisen. Die Spötter reimten, wie auf den 1920 von der Gemeinde Kremsmünster ausgegebenen Notgeldscheinen zu lesen stand,auf die nachfolgende Hyperinflation gemünzt: „Gold gab ich für Eisen,/ für Eisen erhielt ich Papier,/ und endlich bekam ich um dieses / wohl gar nichts mehr dafür." Das eiserne Herz Österreichs Die Symbolkraft von Hammer und Sichel, die seit 1918 das österreichische Adler wappen zieren, wird heute mißverstanden oder gar nicht mehr verstanden. Die Hämmer sind verklungen. Das Eisen wird heutzutage nicht mehr gehämmert, sondern gewalzt, gepreßt, gestanzt, gezogen, gefräst und gegossen. Sensen und Sicheln sind zu nicht mehr benötigten Museumsstücken geworden. Als „Land der Berge, Land am Strome, Land der Äcker, Land der Dome, Land der Hämmer, zukunftsreich!" preist der von Paula Preradovic stammende Text der österreichischen Bundeshymne die Heimat Österreich. Dasselbe Motiv beherrschte die Anfangszeilen der von Staatskanzler Karl Renner 1920 zu einer Melodie von Wilhelm Kienzl getexteten und nie offiziell gewordenen Hymne der Ersten Republik: „Hoch von der Alm, unterm Gletscherdom / Stürzen die Wasser zum Donaustrom, / Tränken im Hochland Hirten und Lämmer, / Treiben am Absturz Mühlen und Hämmer,/ Grüßen viel Dörfer, viel Städte und ziehn / Jauchzend zum Ziel, unserm einzigen Wien!"

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