Land der Hämmer - Heimat Eisenwurzen

192 Politik und Alltag der Eisenwurzen Handwerksmeister und Gesellen! DEINE STIMME «Mk Zi.Qiijdat gleicht dem Hammer in Deiner Hand, der formt und gestaltet Der Oeateffelchistlie Wlrtschaftsj^und mit seinem Wirtschaftskonzept und der Oesterr. ftrbelter- u. Angestelltcnbund mit seinem sozialpolitischen Programm sichern Dir Existenz und Freiheit! Darum die Stimme der Oe.V.P. donn denn dürfen wir hoffen,daß uns Kraft kommt aus dem Gruß: Wahlplakat der OVP,1955, Linz, OÖ. Landesarchiv ausstellungim Wiener Rathaus 1945 entwarf,griff er wieder aufden Mann mit dem Hammer zurück,der ein Hakenkreuz zerschlägt. Das Atelier Mack entwarf1949für einen Werbefeldzug für den Marshall-Plan ein Plakat, auf dem der Mann mit dem Hammer den Wiederaufbau schmiedet. In trauter Eintracht findet sich der Hammer auf den oberösterreichischen Wahl plakaten der Nachkriegszeit. Am wenigsten überrascht, daß die KPÖ mit dem Hammer warb. Sie brachte ein Plakat in Umlauf, mit Hammer und Sichel,einem KZ-Häftling, einem Uniformierten und den Vertretern der drei Stände, der Arbeiter, Bauern und Beamten. Die Sozialisten verkündeten: „Hartl faßt heiße Eisen mutig an."^ Und die Linzer ÖVP warb mit dem Spruch:„Handwerksmeister und Gesellen! Deine Stimme gleicht dem Hammer in Deiner Hand,der formt und gestaltet - wähle ÖVP." Der Freiheitliche Gemeindekurier nannte sich „Der Gummihammer". Sichel und Sense hegleiten den menschlichen Lehensgang: in der Antike als Sinnbilder der Fruchtbarkeit gewertet,wandelten sie sich aufden Totentanz-Zyklen des Spätmittelalters zu Sinnbildern desTodes und der Vergänglichkeit. Die Sichel, zuerst Symbol der Fruchtbarkeit, wurde zum Symbol der Zeit und damit der Vergänglichkeit und des Todes. Auch wurde die Sichel mit der Mondsichel in Zusammenhang gebracht,damit wieder Fruchtbarkeit,Zeitahlauf und Vergänglich keit andeutend. Die christliche Legende hat die Sichel der Patronin der Dienst boten, der Magd Notburga, als Attribut ihrer Heiligkeit beigestellt. Sichel und Sense galten als die gefährlichsten häuerlichen Waffen. Das Trommeln der Dengelhämmer war einst einer der vertrautesten Klänge ländlicher Regionen. Sensen,kreuzweise, mit der Schneide nach oben ins Freie gelegt oder in die Krone von Bäumen oder auch über die Tür oder in den Kamin gehängt,sollten das Haus gegen böses Wetter und sonstiges Unheil schützen. Die bildliche und sachliche Symbolik war in der Zeit pferdegezogener Mähmaschinen und motorgetriehener Mähwerke immer weniger verstehhar. Schwert und Messer sind wehrhafte Dinge, die in der Verteidigung wie im Angriff Haus und Heimat schützen. Eisen und Stahl sind nach uraltem Aberglauben magische Ahwehrmittel gegen Dämonen und ihre bösen Einwirkungen: Das Eisen bannt den Wassermann, die Nixen, die Kobolde und Irrlichter. Eisen schützt vor Verhexung,schützt Neugeborene,Neuvermählte,Wöchnerinnen und Verstorbene, schützt Haus und Vieh, Obstbäume und Saaten. Ein Stück Eisen hilft dem Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens zufolge sogar heim Buttermachen. Auch heim Gastmahl, das durch seine Funktion des Verhindens und Trennens zu einem Inbegriff von Heimat und Fremde geworden ist, spielt der Umgang mit dem eisernen Tischgerät, mit dem scharfen Messer und der spitzen Gabel eine charakteristische Rolle. Die Verwendung von Messern wurde durch die Aus formung spezifischer Tischsitten in eine ganz bestimmte Richtung der Zivilisierung gedrängt. Das Recht, ein Messer oder ein Schwert zu tragen, beschrieb einst die gesellschaftliche Stellung. Der Symholwert des Messers und die symbolische Angst vor dem Messer bestimmen Messertahus und Anstandsregeln: Nie soll man mit der Spitze des Messers aufjemanden deuten oder mit der Messerspitze in den Mund fahren. Die Tischmesser sind abgerundet,um ihnen die kriegerische Schärfe zu nehmen.

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